Sie gilt als größter künstlicher Berg der Erde, als überdimensionaler Blickfang in der flachen Bördelandschaft, aber auch als Sinnbild des Braunkohlenabbaus: Die rund sechs Kilometer östlich der Kleinstadt Jülich gelegene Sophienhöhe hat im wahrsten Sinne des Wortes eine bewegte Vergangenheit hinter sich.
Denn entstanden ist sie eigentlich durch „Müll“. Hier wurden bisher mindestens zehn Kubikkilometer Abraum aus dem nahe gelegenen Tagebau Hambach abgekippt, aufgeschichtet und verdichtet. Angeliefert haben das Material nicht etwa riesige Megatrucks, sondern beständig ratternde, tausende von Metern lange Förderbänder.
Ein Tafelberg in der Jülicher Börde
Herausgekommen ist dabei im Laufe der Jahrzehnte ein durchschnittlich zweihundert Meter hohes Tafelberg-ähnliches Gebilde, das auch jetzt noch immer weiter wächst – zumindest teilweise. Vom Gipfel auf dem Römerturm, 290 Meter über Normalnull, bietet sich ein außergewöhnlich schöner Blick über Wiesen und Felder, die umliegenden Städte und Gemeinden, aber auch in den Tagebau selbst.
Die Sophienhöhe ist teilweise rekultiviert und besteht aus mehreren bewaldeten Geländestufen, die viel Raum für Spaziergänger, Fahrradfahrer und Reiter bieten. Sie ist aber auch ein wichtiges Fluggebiet für Gleitschirmflieger in Westdeutschland – eigentlich. Denn der Geländeeigentümer, RWE Power, hat dem Verein der Ostwindfreunde, der den Flugbetrieb bis 2007 organisierte und kontrollierte, den Pachtvertrag gekündigt.
Landschaftsschutz geht vor?
Auslöser für diese Entscheidung, war das Fällen von einigen Tannen im Rahmen eines Großreinemachens am Starthang und damit ein Verstoß gegen den Landschaftsschutz. Offenbar nicht der erste. Doch es gibt noch einen weiteren Grund für das Aus: „Das war von vornherein nur eine Genehmigung auf Zeit – bis der Wuchs der Bäume einen Flugbetrieb nicht mehr zulässt. Die Rekultivierung auf der Sophienhöhe hat Vorrang“, erklärt der Leiter des zuständigen Forstamts in Eschweiler, Robert Jansen, im Kölner Stadtanzeiger.
Zur Erinnerung: Die Sophienhöhe und der Tagebau Hambach liegen zumindest teilweise auf einem riesigen ehemaligen Waldgebiet, dem Hambacher Forst, der extra für den Braunkohleabbau abgeholzt wurde. Landschaftsschutz pur…
Halden über Halden
Die Sophienhöhe ist einmalig, allerdings nur was ihre Höhe und Ausdehnung betrifft. Denn ansonsten sind von Menschenhand geschaffene Hügel in Deutschland keine Seltenheit. Fast 200 davon hat es allein im Ruhrgebiet gegeben, viele davon sind aber bereits wieder beseitigt. Auch, weil es manchmal aufgrund von Fehlern beim Aufschütten zu gefährlichen Haldenbränden kam.
Rotlicht über Moers
Zu einer besonderen Attraktion hat sich dagegen die Halde Rheinpreußen in Moers entwickelt. Von dem 70 Meter hohen Hügel kann man tagsüber das Ruhrgebiet und den Niederrhein in Augenschein nehmen. In den Abendstunden und nachts jedoch hüllt sich die Halde Rheinpreußen sogar in ein rotes Gewand. Denn dann tritt ihr Wahrzeichen, das so genannte „Geleucht” so richtig in Aktion.
Die vom Künstler Otto Piene entworfene rund 30 Meter hohe Plastik in Form einer Grubenlampe erstrahlt dann mit insgesamt 61 Beleuchtungskörpern und taucht mehr als einen halben Hektar Fläche in rotes Licht.
Grandiose Aussicht vom Müllberg
Doch längst nicht alle künstlichen Hügel in Deutschland gehen auf den Stein- oder Braunkohlebergbau zurück. Der 112 Meter hohe Deusenberg in Dortmund ist beispielsweise das Ergebnis jahrzehntelanger Mülldonierung. Längst hat er sich zu einem viel frequentierten Aussichtspunkt entwickelt. Möglich macht dies eine meterdicke Isolierung, die keine unangenehmen Gerüche oder andere Relikte der Abfallbeseitigung an die Oberfläche dringen lässt.
Stand: 12.06.2009