Angesichts der enormen Vielfalt der Wanderungsstrategien ist es nicht verwunderlich, dass trotz hundertjähriger intensiver Untersuchung das Bild, das sich Ornithologen von den Zugbewegungen machen, noch erhebliche Lücken aufweist. Andererseits aber stützen sich nahezu alle verfügbaren Erkenntnisse über den räumlichen und zeitlichen Ablauf des Vogelzuges auf Ergebnisse aus der Vogelberingung.
Zusätzlich werden seit einigen Jahren neuere Methoden wie beispielsweise Peilsender eingesetzt, die es ermöglichen, Individuen vom Boden oder vom Weltall aus über größere Strecken zu verfolgen. Diese Methoden sind zwar teuer und im Moment noch mit etlichen technischen Limitationen behaftet. Sie können jedoch vor allem da Ergebnisse bringen, wo markierte Vögel andernfalls nicht aufgefunden oder nicht gemeldet werden.

Knackpunkt Fundmeldung
Denn Datenpunkte aus der Vogelberingung erfordern nicht nur den Beringer, sondern auch einen Finder oder Beobachter des beringten Individuums, der seine Beobachtung an eine Beringungszentrale weiterleiten muss. Da Dichte und Bereitschaft dieser Finder in Raum und Zeit keineswegs gleich verteilt sind, müssen die Ergebnisse gegebenenfalls mit aufwändigen statistischen Verfahren korrigiert werden. Zusätzlich ist es unter wesentlicher Beteiligung der Vogelwarte Radolfzell gelungen, die Rückmeldewahrscheinlichkeiten durch Angabe einer Internetadresse auf den Ringen (www.ring.ac) und die Fernablesbarkeit von Markierungsringen durch Verwendung moderner Materialien und Bearbeitungsverfahren deutlich zu erhöhen.
Monitoring gibt Aufschluss auch über Populationsdynamik
Standardisierte Fang-Wiederfangprogramme im Rahmen der Vogelberingung helfen nicht nur, die in verschiedenen Abkommen vorgeschriebenen Vorgaben für ein Biomonitoring zu erfüllen, sondern bieten darüber hinaus auch die Möglichkeit, langfristige Populationsänderungen zu verfolgen und so populationsdynamische Prozesse zu verstehen.