Was haben ein Zebra, eine Libelle und ein Hai gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Das eine ist ein landlebendes Säugetier, die zweite ein Flugkünstler unter den Insekten und der dritte ein Jäger der Meere. Und dennoch haben sie eine Gemeinsamkeit: Sie sind, wie die meisten Tiere und auch der Mensch, bilateralsymmetrisch. Ihre Gestalt ist von einer deutlichen Rechts-Links-Spiegelbildlichkeit geprägt. Nur wenige, meist wasserlebende Organismen weichen von dieser Grundform ab.
Doch warum? Weshalb hat sich diese Symmetrieform im Tierreich gegenüber allen anderen durchgesetzt? Warum sind wir nicht rotationssymmetrisch oder spiralig aufgebaut? Die Antwort auf diese Frage liegt in der engen Beziehung von Körperform zur Bewegung: Vögel, Fische, Insekten und Säugetiere bewegen sich normalerweise vorwärts – egal ob sie dabei laufen, fliegen oder schwimmen. Diese bevorzugte Bewegungsrichtung drückt sich auch in der Körperform aus.
So sind beispielsweise beim Pferd die beiden Körperseiten einander ähnlich, auf jeder Seite finden sich zwei Beine. Diese Gleichverteilung der Extremitäten erleichtert das Gleichgewicht und sorgt für einen harmonischen effektiven Bewegungsablauf. Die Vorder- und Rückseite dagegen unterscheiden sich deutlich voneinander: Vorne, im Kopf, konzentrieren sich die Sinnesorgane, mit ihnen nimmt das Pferd seine Umwelt wahr und beobachtet das in Bewegungsrichtung liegende. Es sieht, ob der Weg frei ist oder ob eine Gefahr vor ihm liegt.
Die Rückseite dagegen dient in erster Linie der Fortbewegung: die kräftigen Muskeln der Hinterhand sorgen für den nötigen Schub beim Laufen und Springen. Und auch die Ober- und Unterseite sind deutlich verschieden. Oben dient der Rücken und die Wirbelsäule als Stützgerüst für den ganzen Körper, unten tragen die Beine das Körpergewicht und stemmen sich beim Stehen oder Laufen gegen den Boden.
Ausschlaggebend für diese Differenzen ist der neben der Bewegung zweite wichtige formgebende Faktor: die Schwerkraft. Beide gemeinsam bestimmen in großem Maße, wie ein Organismus aussieht, welche Symmetrie er hat. Dieses Prinzip, so glauben die Wissenschaftler, gilt im gesamten Universum.
Genau aus diesem Grund ist es keineswegs reine Fantasie, wenn Astrobiologen behaupten, sie könnten voraussagen, wie intelligente Lebewesen auf anderen Planeten aussehen. Zwar wissen sie natürlich nicht wie viele Augen, Nasen oder Extremitäten ein „ET“ hätte, aber in einem sind sie sich sicher: Der Außerirdische ist symmetrisch. Denn, so argumentieren sie, auf jedem Planeten wirkt die Schwerkraft und jedes Lebewesen bewegt sich in irgendeine Richtung.
Entsprechend dem universellen Formenprinzip wird sich in einem solchen Fall höchstwahrscheinlich auch an anderen Orten des Universums eine Bilateralsymmetrie entwickelt haben. Egal ob Riesenamöbe, Alienechse oder kleines grünes Männchen – wenigstens in diesem Aspekt liegt die Science-fiction offenbar gar nicht so falsch…
Stand: 14.11.2001