Die Kraft der Sonne kurbelt in unserer Haut nicht nur die Vitamin-D-Produktion an. Sie wirkt sich auch direkt auf das Hautgewebe aus – im Guten wie im Schlechten. Was eine zu starke UV-Bestrahlung anrichten kann, weiß jeder, der schon einmal einen Sonnenbrand hatte: Die Haut rötet sich, schmerzt und bildet Blasen. Doch in der richtigen Dosis hat der ultraviolette Anteil des Sonnenlichts eine ganz andere Wirkung. Er heilt.
Inzwischen ist bekannt, dass UV-Strahlen antientzündlich wirken, indem sie bestimmte Zellen des Immunsystems hemmen. Außerdem können sie Juckreiz lindern und die übersteigerte Bildung von Hautzellen bremsen. Mediziner machen sich dies zunutze: Sie behandeln Hautkrankheiten auch mittels Lichttherapie. Dabei wird die Haut des Patienten gezielt mit ultraviolettem Licht unterschiedlicher Wellenlängen bestrahlt. Vor allem bei der Behandlung von Neurodermitis und Schuppenflechte hat sich diese Methode bewährt.
Hautberuhigendes Blau
Vergleichsweise neu ist die Erkenntnis, dass Licht aus dem für uns sichtbaren Spektrum ähnliche Effekte hat – insbesondere der blaue Teil. Mit Wellenlängen von 450 Nanometern kann diese Strahlung sogar noch tiefer in die Haut vordringen als das kurzwelligere UV-Licht. Gleichzeitig ist die Gefahr einer Schädigung geringer.
Auch blaues Licht eignet sich daher für die Therapie von Schuppenflechte und Co. Klinische Studien belegen, dass eine regelmäßige Bestrahlung mit blauen Leuchtdioden bei der sogenannten Psoriasis Symptome wie Schuppung und Rötung lindern kann.
Fettzellen reagieren auf Licht
Doch das Wirkspektrum des blauen Lichts reicht offenbar weit darüber hinaus – und geht im wahrsten Sinne des Wortes sogar unter die Haut. Rund 1,5 bis zwei Prozent des blauen Lichtteils dringen bis in das darunterliegende Unterhaut-Fettgewebe vor, wie Wissenschaftler um Katarina Ondrusova von der University of Alberta kürzlich herausgefunden haben.
Dort entfaltet die Strahlung einen überraschenden Effekt: Sie lässt die Fettzellen schrumpfen und die in ihnen enthaltenen Fetttröpfchen weniger werden. Je mehr Licht bei den Zellen ankommt, desto stärker sinkt ihr Fettgehalt. Dies könnte bedeuten: Je mehr Sonnenlicht unsere Haut bekommt, desto weniger Fett speichert der Körper.
Erklärung für den Winterspeck?
Wie aber spüren die Fettzellen, wie viel Licht sie ausgesetzt sind? Sie verfügen über einen Sensor, der auch in der Netzhaut vorkommt – das lichtempfindliche Pigment Melanopsin. Im Auge dient dieser Farbstoff unserer inneren Uhr als Taktgeber für den Tag-Nacht-Wechsel. Im Fettgewebe scheint er dagegen zu beeinflussen, wie viel Fett der Organismus verbrennt.
„Während viel Sonnenlicht die Fettverbrennung ankurbelt, könnte umgekehrt das spärliche Licht in den Wintermonaten die Einlagerung von Fett fördern und so zu dem typischen Gewichtszuwachs beitragen, den viele von uns im Winter erleben“, sagt Mitautor Peter Light. Was wir heute eher lästig finden mögen, ist aus evolutionärer Sicht durchaus sinnvoll. So könnte der lichtgesteuerte Mechanismus unseren Vorfahren dabei geholfen haben, sich mit Beginn der dunklen Jahreszeit eine dickere, gegen Kälte isolierende Fettschicht zuzulegen.
Daniela Albat
Stand: 02.03.2018