Um herauszufinden, wie sich die Täuschungsstrategien auch bei nahe verwandten Pflanzen unterschieden, haben die Max-Planck-Forscher vier Arten von Aronsstab-Pflanzen (Arum) auf der Insel Kreta in einer Reihe von Feld- sowie Laborexperimenten näher untersucht.
Blütezeit verhindert Fehlbestäubung
Dabei stellten sie fest, dass zwei Arten, A. cyrenaicum und A. concinnatum, einen strengen Geruch nach Tierkot abgeben und mit „Totes Pferd“ (Helicodiceros muscivorus) einige Ähnlichkeiten aufweisen: Beide Pflanzenarten besitzen wärmebildende Gewebe und mit ihren sich ähnelnden Duftbouquets locken sie kleine Fliegen an, die sie für einige Zeit gefangen halten. Obwohl sie den gleichen Lebensraum teilen, unterscheiden sich die zwei Arum-Arten in der Blütezeit, weshalb eine gegenseitige Befruchtung ausgeschlossen ist.
Duftstoff zeigt Unterschiede
Hingegen haben die beiden anderen Arten A. creticum und A. idaeum einen eher traditionellen Bestäubungsmechanismus entwickelt, der auf dem gegenseitigen Nutzen für Pflanze und Bestäuber beruht. Statt eines stinkenden Geruchs geben sie einen, zumindest für uns Menschen, angenehmeren Blütenduft ab, der Bienen und Käfer anlockt.
Auch in diesem Falle entwickelten die beiden Arten einen Mechanismus, der sicherstellt, dass sie nicht von der jeweils falschen Art befruchtet werden: Der Hauptbestandteil im Duft von A. creticum unterscheidet sich von dem in A. idaeum. Möglicherweise, so spekulieren die Forscher, können die Insekten beide Düfte unterschieden und fliegen dann gezielt nur eine der beiden Arten an. Auch das würde dann eine unfreiwillige Kreuzung beider Arten vermeiden helfen.
Ein Vergleich aller wesentlichen Blütenduftkomponenten der vier kretischen Arum-Arten, die mittels Gaschromatografie-Massenspektrometrie identifiziert wurden, ergab demnach Ähnlichkeiten und Unterschiede. Die zwei belohnenden, mutualistischen Arten A. creticum und A. idaeum und die beiden nicht-belohnenden, fliegenfangenden Arten A. cyrenaicum und A. concinnatum bilden jeweils zwei Duftstoffgruppen, wobei sich die jeweiligen Gruppenpaare der belohnenden bzw. nicht-belohnenden Spezies deutlich voneinander unterscheiden.
Die Betrachtung dieser unterschiedlichen Bestäubungssysteme offenbart die treibenden Kräfte der Evolution und erlaubt damit einen Einblick in ökologische Mechanismen und Wechselwirkungen, die sonst nur schwer bestimmbar gewesen wären.
Bill Hansson / MPI für chemische Ökologie
Stand: 19.08.2011