Kriege um Wasser werden in Zukunft immer mehr zur Gefahr für den Weltfrieden. Das wird die UNEP, die Umweltorganisation der Vereinten Nationen, nicht müde zu betonen. Diamantenkriege gehören dagegen schon seit Jahrzehnten zum alltäglichen Geschehen auf unserem Planeten. Betroffen davon ist vor allem Afrika, wo die Zahl der Krisenherde besonders hoch ist.
In der Demokratischen Republik Kongo, in Angola oder Sierra Leone wüten zum Teil schon seit dreißig Jahren heftige Scharmützel zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Finanziert werden die Bürgerkriege, an denen noch viele andere Länder über Truppenkontingente beteiligt sind, vor allem durch den (illegalen) Diamantenhandel.
Häufig haben militante Regimegegner wie die „Revolutionäre Vereinigte Front“ (RUF) in Sierra Leone oder die UNITA in Angola viele wichtige Diamantenminen unter ihre Kontrolle gebracht und beuten sie gnadenlos aus. Doch auch die oft korrupten Regierungen tun sich an den Bodenschätzen der Länder gütlich.
Diamantenschmuggel boomt
Eine Studie über den Diamantenhandel der Organisation „Partnership Africa Canada“ berichtet über den florierenden Schmuggel mit den wertvollen Schmucksteinen, an dem Politiker, Widerstandskämpfer und Regierungstruppen, aber auch international arbeitende Schmugglerbanden beteiligt sind. Aus den Krisenregionen gelangen die „Blutdiamanten“ in offiziell unbeteiligte Nachbarländer wie Uganda, Ruanda oder Liberia. Diese treten dann als Diamantenexporteure auf, obwohl bekannt ist, dass in den Ländern keine derartigen Vorkommen existieren.
Wie eine Studie der Menschenrechts- und Umweltorganisation „Global Witness“ belegt, können Blutdiamanten Kriege erheblich verlängern. So wäre der Bürgerkrieg in Angola vermutlich längst zu Ende, wenn das Land nicht so reichlich mit Diamanten gesegnet wäre. Allein die Rebellen der UNITA sollen zwischen 1992 und 1998 Diamanten im Wert von 3,7 Milliarden US-Dollar abgesetzt haben. Ein großer Teil der Erlöse floss in den Kauf von Waffen oder landete in den Taschen von „Warlords“ wie Jonas Savimbi, den mittlerweile getöteten Führer der militanten Regimegegner.
„Konfliktfreie“ Diamanten?
Nachdem viele Menschenrechtsorganisation lange Zeit vergeblich auf die Situation um die Blutdiamanten hingewiesen haben, ist inzwischen auch die UNO darauf aufmerksam geworden. Sie hat eine Resolution verabschiedet, die den Export von Kriegsdiamanten aus Krisengebieten wie Angola oder Sierra Leone verbietet. Dies reicht nach Ansicht von Experten jedoch nicht aus, um auch den Schmuggel unter Kontrolle zu bekommen und den Handel ganz von Blutdiamanten zu befreien. Dazu wären unabhängige Herkunftszertifikate, die den Weg jedes einzelnen Diamanten bis zurück zur Mine belegen, unbedingt erforderlich.
Immerhin ist sogar der Weltmarktführer De Beers mittlerweile auf die Linie der UNO eingeschwenkt und hat sich beispielsweise vollständig aus dem Diamantenhandel im Krisengebiet Angola zurückgezogen. Seit Anfang 2000 wirbt De Beers sogar in seinen Spots mit garantiert „konfliktfreien“ Diamanten. Der Multi unterstützt sogar die UNO bei ihren Sanktionen durch Mitarbeiter aus dem eigenen Juristenstab. Einsicht? Ein Sieg der Humanität? Wohl kaum. Eher wirtschaftliches Kalkül.
Der Weltmarkt für Diamanten drohte in den letzten Jahren von illegalen Steinen überschwemmt zu werden. Mehr Diamanten heißt aber auch sinkende Preise und geringeren Ertrag und dem will man offenbar durch die neue Konzernstrategie offensiv begegnen. Der Gewinn von De Beers im Jahr 1999 betrug immerhin rund 930 Millionen US-Dollar. Nach Angaben von Experten hält De Beers zudem schon jetzt Diamanten im Wert von vier Milliarden US-Dollar zurück, um die Diamanten teuer und damit lukrativ zu halten.
Neben den Blutdiamanten belasten auch noch andere Probleme das Image der Branche. So werden in Botswana seit Jahren die Buschmänner aus ihrer Heimat in der Kalahari vertrieben. Dort befinden sich tief unten im Boden riesige Diamantenvorkommen, die schon bald ausgebeutet werden sollen. Drahtzieher der Aktion ist dieses Mal zunächst einmal nicht ein ausländischer Investor, sondern die eigene Regierung, die in der Wahl ihrer Mittel nicht wählerisch ist. Neben finanziellen Anreizen für das Verlassen des Landes, kommt dabei manchmal auch Gewalt zum Einsatz…
Stand: 14.11.2003