Wenn wir uns schneiden oder die Haut abschürfen, bildet sich relativ schnell eine Kruste auf der Wunde. Dieser Schorf ist nichts anderes als geronnenes Blut. Er verhindert, dass beschädigte Blutgefäße ausbluten. Normalerweise beginnt die Blutgerinnung wenige Sekunden nach der Verletzung, indem zunächst Blutplättchen einen blutstillenden Pfropfen bilden, der später noch durch ein feines Netz von Fibrinfasern verstärkt wird. Fibrin hat eine blutstillende Wirkung und löst die Reparatur des Blutgefäßes aus. Es ist jedoch nicht sofort im Blut enthalten, sondern muss erst in einer Kettenreaktion aus Vorstufen produziert werden, wobei circa 30 verschiedene Faktoren beteiligt sind.
Da viele dieser Gerinnungsfaktoren in der Leber gebildet werden, haben Funktionsstörungen dieses Organs oft fatale Auswirkungen auf die Blutgerinnung. Ausgelöst wird der Gerinnungsprozess durch Signale, die nur lokal als Antwort auf die Verletzung gegeben werden. Schließlich gilt es zu verhindern, dass das gesamte Blut gerinnt, da es dann seine Funktion als Transportmedium nicht mehr ausüben könnte.
Doch nicht immer kommt bei einer Verletzung die Blutung zum Stillstand. Blutegel können zum Beispiel eine halbe Stunde lang das Fünffache ihres Körpergewichts an Blut saugen, ohne dass das Blut an der Bisswunde gerinnt. Ihr Trick: Sie geben beim Saugen eine Substanz in die Wunde ab, das Hirudin, welches dafür sorgt, dass das Blut flüssig bleibt und der Blutegel seine Mahlzeit fortsetzen kann. In der Blutbahn macht Hirudin den Blutgerinnungsstarter Thrombin unwirksam, indem es sich mit ihm zusammenlagert.
In der Medizin werden Hirudin und ähnliche Stoffe Patienten heute schon verabreicht, um Thrombosen nach Operationen oder auf Langstreckenflügen zu verhindern.