Zoologie

Blutsaugende Nachtgestalten?

Was Fledermäuse mit Vampiren zu tun haben

Während Fledermäuse in China Symbol für Glück und Gewinn sind, wecken sie bei uns traditionell negative Assoziationen: Seit jeher gelten die Tiere als Unheilbringer und teuflische Wesen, in deren Körpern Vampire stecken. Doch warum eigentlich? Womöglich war es zunächst schlicht ihre nächtliche Lebensweise, die die Fledermäuse in den Augen der Menschen in Antike und Mittelalter verdächtig machte.

Gruselgestalten? Fledermäuse beflügeln seit jeher unsere Fantasie. © BirdHunters591/ iStock.com

Sie konnten sich unerklärlicherweise im Dunkeln orientieren und waren oft nur schemenhaft zu erkennen. Bekam man doch einmal eines dieser Tiere zu Gesicht, muteten ihr mitunter zerknautschtes Gesicht und ihre spitzen Zähne dann auch noch eher scheußlich an.

Unheimliche Todesboten

Wegen dieser Unheimlichkeit wurden die Tiere irgendwann auch mit dem Tod assoziiert. Als sich im 17. und 18. Jahrhundert zunehmend der Vampirglaube in Europa ausbreitete, war die Verbindung schnell gemacht: Fortan galten die Flatterwesen als Inkarnation dieser blutsaugenden Nachtgestalten – ein Mythos, der sich in der Populärkultur bis heute gehalten hat.

Passenderweise stellte sich später heraus, dass sich manche Fledermäuse tatsächlich von Blut ernähren. In Mittelamerika sind drei Arten heimisch, die Säugetiere wie Kühe oder Vögel „anzapfen“. Sie gehören zur Gruppe der Desmodontinae und werden im Deutschen als Vampirfledermäuse bezeichnet.

Diese Mutter und ihr Jungtier gehören zur blutsaugenden Art Desmodus rotundus - Gemeiner Vampir. © Uwe Schmidt/ CC-by-sa 4.0

Erst ritzen, dann trinken

So unheimlich wie ihr Name suggeriert, sind selbst diese Fledermäuse allerdings nicht. Anstatt ihre Opfer zu töten, ritzen die Tiere lediglich einen feinen Spalt in deren Haut und laben sich an dem herauströpfelnden Blut. Dank wärmeempfindlicher Sensoren treffen sie dabei zielgenau die Venen ihrer Opfer.

Während des Trinkvorgangs sorgen bestimmte Substanzen im Fledermausspeichel dafür, dass das austretende Blut nicht gerinnt. Andere Speichelinhaltsstoffe haben zudem eine betäubende Funktion. „Das Tier bemerkt diesen Vorgang also nicht einmal“, schreibt der Naturschutzbund NABU.

Von wegen gruselig

Nach einer Mahlzeit kehren die sehr sozial lebenden Vampirfledermäuse in ihre Quartiere zurück. Auch hier findet mitnichten Gruseliges statt – im Gegenteil. Die Tiere kommen in Gruppen von bis zu 100 Individuen zusammen, die sich liebevoll umeinander kümmern. So putzen sich die Gruppenmitglieder nicht nur gegenseitig. Sie teilen sogar ihr Futter miteinander: Gut gesättigte Fledermäuse würgen Blut für Artgenossen wieder hoch, die bei der Nahrungssuche weniger erfolgreich waren.

Daniela Albat
Stand: 21.09.2018

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Fledermäuse
Faszinierende Wesen der Nacht

Die mit den Ohren sehen
Willkommen in der Welt der Fledermäuse

Nützlich - aber bedroht
Fledermäuse in Bedrängnis

Nach dem Fledermaus-Prinzip
Echoortung als Vorbild für Technik und mehr

Blutsaugende Nachtgestalten?
Was Fledermäuse mit Vampiren zu tun haben

Reservoir für Viren
Fledermäuse als Krankheitsüberträger

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