Nur zehn Fahrradminuten von der Ruhr-Universität entfernt im Geologischen Garten Bochum machen wir unseren ersten Halt. Hier können wir eine wichtige Beobachtung zu den Treibhausbedingungen der Kreidezeit machen. Über Gesteinen der Karbonzeit vor 359 bis 299 Millionen Jahren liegen hier direkt die ältesten Ablagerungen der Oberkreidezeit, der so genannten Cenomanzeit (vor 99 bis 93,5 Millionen Jahren).
Diese Gesteine, in Bochum vertreten durch strandnahe Sande und Kiese, wurden damals in einem flachen Meer abgelagert. Die südliche Küstenlinie eines Nordsee-Vorläufers verlief in der Cenomanzeit etwa über Duisburg – Mülheim – Essen – Bochum – Dortmund – südlich Paderborn.
Ähnlich großräumig verbreitet sind altersgleiche Gesteine in weiten Teilen der Welt – unter anderem in Polen, Südfrankreich, Russland, Nordamerika. Wissenschaftler sind sich einig, dass der Meeresspiegel vor etwa 93 Millionen Jahren um mindestens 200 Meter höher gelegen hat als heute. Derartige globale Meeresspiegelanstiege werden unter anderem durch das Abschmelzen der polaren Eiskappen infolge einer Erhöhung der CO2-Konzentration erklärt.
Auf dem Weg zur eisfreien Welt?
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Diese Beobachtungen lassen Schlüsse auf unsere Zukunft zu. Die Erwärmung der heutigen Welt wird zu einem Abschmelzen der arktischen und vor allem der antarktischen Eismassen führen; eine eisfreie Welt hätte eine globale Erhöhung des Meeresspiegels um etwa 70 Meter zur Folge. Die im Vergleich zur Kreidezeit verbleibenden circa 100 bis 130 Meter lassen sich durch plattentektonische Vorgänge erklären, die durch starken Magmenausfluss am Meeresboden den Meeresspiegel vorübergehend erhöht haben.
In einer eisfreien Welt würde Bochum – heute 100 bis 150 Meter über Normalnull (NN) – zwar nicht überflutet werden, wohl aber die Funktion der heutigen Hafenstädte Hamburg oder Bremerhaven übernehmen. Im heutigen Geologischen Garten hätten in der Cenomanzeit Strandkörbe stehen können.
Stand: 27.04.2007