Anthropogeographie

Boomende Megacities

New York war die Erste

Rund 1,5 Millionen Einwohner hatte Rom um 300 n.Chr. unter Kaiser Diokletian – vermutlich. Denn so genau weiß man das nicht. Die Schätzungen der Geschichtsschreiber sind wenig präzise, sie reichen von 450.000 bis hin zu dreieinhalb Millionen. Völlig neue Maßstäbe in Sachen Stadtbevölkerung setzte Ende des 19. Jahrhunderts London: Hier wurde erstmals die fünf Millionen-Marke erreicht. Kaum 50 Jahre später zählte New York City mit seinen Vororten und Satellitenstädten bereits erstaunliche zehn Millionen Menschen – eine Grenze, ab der die Vereinten Nationen eine Stadt als Megacity bezeichnen.

Megastadt Tokio © Okajun / GFDL

„Beschauliches Berlin“

Seit einiger Zeit führt nun Tokio die Hitliste der größten Städte an: Über 35 Millionen Bürger wohnen und arbeiten in diesem gigantischen Ballungsraum, der Wirtschaftsmotor, aber auch kulturelles und politisches Zentrum Japans ist. Weit abgeschlagen folgen Mexiko-City (19,4 Mio.), New York (18,7 Mio.), São Paulo (18,3 Mio.) und Mumbai, das ehemalige Bombay (18,2 Mio.). Gerade zu beschaulich und bescheiden wirken dagegen die größten deutschen Stadtregionen wie das Ruhrgebiet mit „nur“ 5,3 Millionen oder Berlin mit rund 3,4 Millionen Einwohnern.

Megacities als Spitze eines „Verstädterungseisbergs“

Die aktuell 20 Megacities der Erde sind aber nur die Spitze eines „Verstädterungseisbergs“, so der Stadtforscher Eckhart Ribbeck von der Universität Stuttgart. Denn seit dem Jahr 2007 leben weltweit erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Wissenschaftler sprechen von einer „urbanen Wende“. Sie gehen zudem davon aus, dass der Verstädterungs- und Megacity-Boom noch lange nicht zu Ende ist.

Denn während die Bevölkerung in den Metropolen der Industrienationen – wenn überhaupt – oft nur noch langsam ansteigt, sieht dies in den weniger entwickelten Ländern meist ganz anders aus. Auf der Suche nach Arbeit, Wohlstand oder einem Dach über den Kopf strömen dort noch immer unzählige Menschen in die Städte. So ist mit 4,3 Prozent seit dem Jahr 2000 der Zuwachs bei der Anzahl der Stadtbewohner in Afrika fast viermal so hoch wie in Europa (1,2 Prozent).

Lagos - Nigerias „heimliche Hauptstadt“ © Benji Robertson / CC BY-SA 1.0

Lagos wächst am schnellsten

Zu den am schnellsten wachsenden Megacities gehört Lagos. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Einwohnerzahl von Nigerias „heimlicher Hauptstadt“ auf das 50-fache des Ausgangswerts gestiegen: von 280 Tausend auf heute rund 13,7 Millionen. Schätzungen zufolge wird sich der heutige Ballungsraum von Lagos, wo zehn Prozent der nigerianischen Gesamtbevölkerung auf 0,4 Prozent der Fläche des Landes leben, bis 2020 zu einer Metropolregion mit 25 Millionen Einwohnern ausgedehnt haben. Damit wäre Lagos eine der drei bevölkerungsreichsten Städte der Welt.

Rasante Bevölkerungsentwicklung

In anderen Megacities wie Mumbai, Dhaka, Karatschi oder Kalkutta ist die Bevölkerungsentwicklung ähnlich rasant. Zudem setzen längst weitere asiatische, afrikanische und südamerikanische Großstädte zum Sprung über die zehn Millionen-Marke an. Kinshasa, Teheran oder Lahore beispielsweise werden laut UN-Prognosen spätestens 2030 ebenfalls zu den Megacities gehören.

Los Angeles: Autos sorgen für Luftverschmutzung © Aliazimi / CC BY-SA 3.0

Doch dieses Wachstum in den Ballungsräumen sorgt für viele Probleme. So entstehen knapp 80 Prozent aller Emissionen in urbanen Regionen. Alleine 25 Millionen Tonnen pro Jahr umfassen beispielsweise die Verkehrsemissionen in Los Angeles, der Stadt mit dem höchsten Verkehrsaufkommen der Welt. Tag für Tag quälen sich hier Millionen Autos durch die Häuserschluchten und geben Schwermetalle, giftige, klimaschädliche Gase und Ruß in die Atmosphäre ab. Hinzu kommen noch die Schadstoffe aus den unzähligen Industriebetrieben und privaten Haushalten.

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maxwissen, GEOMAX 17 / Dieter Lohmann
Stand: 16.09.2011

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Herausforderung Megacity
Forscher untersuchen Luftverschmutzung in Ballungsräumen

Boomende Megacities
New York war die Erste

Dicke Luft über Paris
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Wenn Smog krank macht
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