Deutlich weniger schnell werden nach Ansicht der Forscher Autos mit Brennstoffzellen in Serie gehen. Obwohl die Automobilhersteller wichtiger Treiber bei der Weiterentwicklung der Brennstoffzelle sind und viel Geld in Forschung und Entwicklung investieren, wird es noch dauern, bevor wassserstoffbetriebene Wagen in Massen auf unseren Straßen fahren. Einer der Pioniere in der Brennstoffzellen-Entwicklung ist DaimlerChrysler. Vor mehr als zehn Jahren stellte der Konzern mit NECAR 1 das erste Brennstoffzellen-Fahrzeug der Welt vor. Mittlerweile arbeiten fast alle Automobilhersteller an Brennstoffzellen-Wagen.
Die Automobilindustrie will erste Fahrzeuge nicht vor 2010 bis 2015 in den Verkauf bringen. Kritischere Marktbeobachter sprechen sogar von einer Markteinführung 2020 oder 2025. Das geht aus einem Bericht des Fachinformationsdienstes „fuelcelltoday.com“ hervor. Die Gründe: Nach wie vor nehmen die Tanks viel Platz ein und sind sehr schwer. Zudem müssen die Systeme robuster und effizienter werden. Sie dürfen auch bei langen Standzeiten und Minus-Temperaturen nicht einfrieren. Die größte Herausforderung ist jedoch der Preis.
Normaler Motor, Antrieb Wasserstoff
Wasserstoff kann aber auch direkt einen Verbrennungsmotor antreiben. Einige Auto-Konzerne erproben den Einsatz des Gases in Ottomotoren. So hat zum Beispiel BMW den Hydrogen 7 entwickelt. Bei diesem Modell kann der Verbrennungsmotor wahlweise mit Wasserstoff oder mit Benzin betrieben werden. Weltweit sind 100 Hydrogen 7 unterwegs.
Doch egal, ob Wasserstoff über eine Brennstoffzelle oder über den Verbrennungsmotor den Wagen antreibt – damit sich die Technik durchsetzen kann, bedarf es einer Wasserstoff-Infrastruktur. Die Autofahrer müssen sicher und zuverlässig Wasserstoff tanken können. Wie eine solche Infrastruktur aussehen könnte, erprobt die Linde AG in seinem erst vor wenigen Monaten eröffneten „Hydrogen Center“ bei München. Herzstück der Anlage ist eine Tankstelle, die eine Testflotte von wasserstoffgetriebenen Pkw und Bussen sowohl mit flüssigem als auch mit komprimiertem, gasförmigen Wasserstoff versorgt. Bereits 1999 wurde in Deutschland die erste öffentliche Wasserstoff-Tankstelle aufgebaut. Mittlerweile gibt es in mehreren deutschen Großstädten Wasserstoff-Zapfsäulen. Für die Markteinführung von Wasserstoff-Autos werden jedoch etwa 1.500 Tankstellen benötigt.
Busse: Schon mit Wasserstoff unterwegs
Schneller als im Individualverkehr können sich Brennstoffzellen im öffentlichen Nahverkehr durchsetzen. Da die Busse ins Depot zurückkehren genügt eine Tankstelle, um die ganze Flotte zu versorgen. Die EU fördert mehrere Projekte, die den Einsatz von Wasserstoffbussen untersuchen. Beispiel HyFLEET:CUTE: In dem Projekt haben sich 31 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammengeschlossen. In insgesamt acht europäischen Städten kommen Wasserstoffbusse zum Einsatz – darunter auch in Hamburg und Berlin. Im Projekt „Zero Regio“ sollen in zwei euro- päischen Ballungsgebieten (dem Rhein-Main-Gebiet und der Gegend um Mantua in der italienischen Lombardei) Versorgungsstrukturen für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge aufgebaut werden.
Kreuzung aus Bus und Tram
Aber auch neuartige Verkehrsmittel wie die AutoTram des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI setzen auf die neue Technik. Die Energie für die AutroTram – eine Kombination zwischen Bus und Straßenbahn – liefert unter anderem eine Brennstoffzelle. Als universeller Energieträger wird Wasserstoff ein Baustein einer künftigen nachhaltigen Energiewirtschaft sein. Er kann Energie aus zeitlich schwankenden Quellen wie Sonne und Wind speichern und bei Bedarf bereit stellen. Die Primär-Energie kann wie bei Brennstoffzellen aber ebenfalls aus herkömmlichen Quellen wie Öl und Erdgas stammen. Diese Flexibilität macht die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik zu einer idealen Brückentechnologie. Sie lässt sich in bestehende Systeme integrieren, kann aber auch erneuerbare Energie in den Markt bringen.
Stand: 12.10.2007