Die deutschen Automobilhersteller lieben zwar die Elektromobilität nicht, wissen aber, dass sie ihr den Hof machen und den Weg bereiten müssen, wenn sie ihre internationale Vorrangstellung behaupten und konkurrenzfähig bleiben wollen. Das hat nicht nur mit den strengen Umweltvorgaben der Europäischen Union zu tun, die ohne Elektroautos nicht zu erfüllen sind: Elektroautos haben zudem das Zeug, sich als disruptive Innovation zu erweisen.
Ihre Konstruktion ist relativ einfach, die Integration von Informations- und Kommunikations-Technologien (IKT) fällt leichter als im Verbrennungsfahrzeug. Denn dessen historisch gewachsene elektronische Architektur ist mit bis zu 100 Steuergeräten (in Premiummodellen) überkomplex geworden. Das senkt die Markteintrittsschwelle und bietet neuen Wettbewerbern die Chance, den Markt mit zunächst unvollkommenen Modellen von unten her aufzurollen. Sie können sich dann diesen, sobald eine kritische Nachfrage erreicht ist, zügig erschließen. Wie schnell das gehen und etablierte Unternehmen ins Wanken bringen kann, hat einst der Triumph der Personal Computer gezeigt.
Neue Modelle – von innovativ bis solide
Also investiert die deutsche Automobilindustrie kräftig in die Elektromobilität. „Welche Breite und Tiefe die Anstrengungen in den letzten Jahren erreicht haben, ist der Öffentlichkeit kaum bewusst“, betonte der Präsident ihres Verbandes, Matthias Wissmann, auf der IAA 2013.
Am mutigsten zeigte sich dort BMW mit seinem i3, einem um Batterie und Elektromotor herum völlig neu konstruierten Wagen in Leichtbauweise aus Carbonfasern. Am solidesten gab sich Volkswagen mit dem e-up! und dem E-Golf, deren vertrauten Karosserien statt eines Verbrennungsmotors ein Elektroantrieb eingepflanzt ist.
Ein ähnlich einfaches Prinzip verfolgt Daimler mit seinem seit dem Frühjahr erhältlichen smartfortwo electric drive, den es in Stuttgart bereits umfassend in sein CarSharing-Unternehmen Car2go einbezogen hat: 400 elektrische Kleinwagen stehen dort im Stadtgebiet verteilt zur Abfahrt bereit. Sie können über eine Smartphone-App gefunden, mit einer Car2go-Mitgliedskarte aufgeschlossen und gestartet und nach Nutzung wieder irgendwo in der Stadt abgestellt werden.
Joachim Pietzsch / Forschung Frankfurt
Stand: 17.01.2014