Technik

Chance oder Gefahr?

Welche Effekte haben Computerspiele?

Besonderes Augenmerk wird in der Forschung auf die Auswirkungen exzessiven Computerspielens gerichtet. Spätestens seit dem Massaker an der Columbine High School im US-amerikanischen Bundesstaat Colorado vor 20 Jahren hat eine Vielzahl von Studien den Einfluss von Computerspielen auf aggressives Verhalten, aber auch auf die kognitiven Fähigkeiten untersucht.

Computerspiel
Wie beeinflusst Computerspielen das Gehirn? © AnnaStills/ iStock.com

Die Ergebnisse sind jedoch widersprüchlich. Meta-Analysen haben ergeben, dass die Effekte gewalthaltiger Computerspiele auf aggressives Verhalten generell als sehr klein anzusehen sind. Das Spielen solcher Computerspiele scheint das menschliche Gehirn also nicht in einer Weise zu formen, die uns generell zu gewalttätigen Handlungen treibt. Vielmehr deuten sich komplexe Zusammenhänge an, die noch nicht ausreichend erforscht sind.

Verbesserte Aufmerksamkeit…

Dass das Spielen von Computerspielen unser Gehirn prägt, steht außer Frage. So wurde in einer viel beachteten Studie gezeigt, dass regelmäßiges Spielen von „Super Mario 64“ zu einer Volumenvergrößerung von Gehirnregionen führt, die mit räumlicher Koordination assoziiert sind. Darüber hinaus konnten ähnliche strukturelle Veränderungen in Bereichen, die das Verarbeiten von Belohnungen repräsentieren, beobachtet werden. Dieses Ergebnis passt zu einer Reihe von Studien, die nachweisen, dass regelmäßiges Spielen von Action-Spielen kleine, aber robuste Verbesserungen von Aufmerksamkeitsleistungen mit sich bringen kann.

…aber auch Suchtpotenzial

Die morphologischen Veränderungen im Belohnungssystem wiederum ähneln Veränderungen, die auch bei Substanzabhängigkeiten beobachtbar sind. Computerspiele sind so gestaltet, dass sie häufig und leicht belohnende Erlebnisse ermöglichen. Über diesen Mechanismus kann häufiges Computerspielen in Abhängigkeiten führen – die stark ansteigenden Zahlen von Internet- und Computerspielsüchtigen untermauern diesen Zusammenhang und sind ein klares Warnsignal.

Aber auch wenn das Computerspielen nicht pathologisch wird, kann der große Reiz, der von diesen Spielen ausgeht, negative Konsequenzen haben: Wenn ein Großteil der Freizeit mit Computerspielen verbracht wird, leiden Lese- und Schreibkompetenzen, und schulische Konflikte nehmen erwiesenermaßen zu.

Chance auch zur Heilung?

Gleichzeitig wird im Bildungs- und Gesundheitswesen vermehrt auf das motivierende Potenzial von Computerspielen gesetzt. Unter dem Begriff des „serious gaming“ versteht man den Einsatz von speziell entwickelten PC-Spielen, um beispielsweise Motorik, Multitasking oder Gesundheit zu verbessern. Diese Art der Intervention steckt allerdings noch in den Kinderschuhen, und ihr tatsächlicher Nutzen muss erst empirisch nachgewiesen werden.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Computerspielen Spuren in unseren plastischen Gehirnen hinterlässt. Ob diese schädlich oder förderlich sind, scheint, wie bei so vielem, eine Frage des Maßes und des Zusammenspiels persönlicher und externer Faktoren zu sein.

  1. zurück
  2. 1
  3. |
  4. 2
  5. |
  6. 3
  7. |
  8. 4
  9. |
  10. 5
  11. |
  12. weiter
Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Auf das richtige Maß kommt es an
Wie beeinflussen digitale Medien unser Denken und Handeln?

Chance oder Gefahr?
Welche Effekte haben Computerspiele?

Ab wann ist es zu viel?
Mediennutzung und kindliche Entwicklung

Der Google-Effekt
Digitale Technologien und kognitive Leistungen

Wenn Maschinenhirne mitdenken
KI als Chance und Herausforderung

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema