Auf politischer Ebene wird das RECS-System durchaus als Chance und im Ursprung sinnvolles Werkzeug gesehen – wenn es denn adäquat angewendet wird: „Der Handel mit Zertifikaten ist prinzipiell in Ordnung“, kommentiert der SPD-Energiepolitiker Ulrich Kelber in einem Interview in der „tageszeitung“ vom 07.01.2008. „Doch in diesem Fall werden die Zertifikate als moderner Ablasshandel für Atomstrom missbraucht. Wir brauchen deshalb mehr Klarheit, woher die Zertifikate stammen und ob das Geld, das mit den Zertifikaten verdient wird, wirklich in den Ausbau erneuerbarer Energien fließt.“
Christof Timpe, Koordinator des Bereichs Energie und Klimaschutz am Öko-Institut, erklärt: „Die aktuellen Vorwürfe gegenüber der Nutzung von Zertifikaten sind eine Scheindebatte und verstellen den Blick auf die eigentliche Herausforderung: Ökostromangebote so auszugestalten, dass sie den Ausbau von Erneuerbaren Energien wirksam fördern.“
Nach Ansicht des Öko-Instituts, das seit neun Jahren in der Zertifizierung von Ökostrom tätig ist und die Regeln des RECS-Systems in Deutschland überwacht, stellen diese Zertifikate zuverlässige Herkunftsnachweise für Strom aus Erneuerbaren Energien dar und tragen so wesentlich dazu bei, eine Doppelvermarktung von Ökostrom zu verhindern. Andere Nachweisverfahren seien dagegen weniger zuverlässig und europaweit nicht standardisiert, so dass Fehler zu Lasten der Ökostrom-Kunden leichter auftreten können.
„Die von verschiedenen Seiten aufgestellte Behauptung, dass Ökostrom auf Basis von Zertifikaten generell keinen Nutzen für die Umwelt darstelle, ist schlichtweg falsch“, erklärt Christof Timpe, Koordinator des Bereichs Klima und Energie am Öko-Institut. „Es kommt darauf an, aus welchen Anlagen der Stromanbieter die Zertifikate erwirbt.“ Sein Kollege Veit Bürger ergänzt: „Entscheidend für die Bewertung von Ökostrom-Angeboten ist, ob sie den Anteil an Strom aus Erneuerbarer Energien und umweltfreundlicher Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung tatsächlich erhöhen.“
Auch RECS-Deutschland selbst räumte jetzt in einer Pressemitteilung ein, dass erst die Kombination von RECS-Zertifikaten und unabhängigem Gutachten dem Kunden Sicherheit über sein Stromprodukt gebe. Sie empfehlen daher den Verbrauchern darauf zu achten, welche Qualitätskriterien das Angebot eines Ökostromlieferanten garantiert.
Stand: 11.01.2008