Anthropogeographie

Chichén Itzá

Maya-Tempelstadt im Urwald

Auf der Halbinsel Yucatan in Mexiko, 120 Kilometer östlich der Stadt Merida

Erbauer: Das Volk der Maya, später übernommen von den Tolteken

Bauzeit: wahrscheinlich in den Jahren 435-455 n.Chr., erste Erwähnung 879

Charakteristiken: Ausdehnung über einen Quadratkilometer, gebaut um zwei heilige Brunnen (Cenote). Zentrum der Anlage ist die große Stufenpyramide, flankiert vom Kriegertempel, dem Ballspielplatz und dem Schneckenturm. Seit 1988 UNESCO-Weltkulturerbe

Zweck: Tempelstadt und Hauptstadt des Maya-Reichs, bewohnt vorwiegend von Priestern und Regierungsbeamten

Zustand: relativ gut erhalten, Stufenpyramide teilweise wieder aufgebaut.

Erst die Maya, dann die Tolteken

Die Tempelstadt Chichén Itzá wurde wahrscheinlich um 450 nach Christus von aus dem Süden Yucatans eingewanderten Maya gegründet. Ihre Blüte erlebte die Stadt jedoch erst ab 800 n.Chr., als sie vom Niedergang der Mayazentren im Süden Yucatans profitierte und sich schließlich zur Hauptstadt des nördlichen Mayareichs entwickelte. 987 geriet die Stadt unter toltekischen Einfluss. Die Handschrift der Tolteken ist auch an einigen zu dieser Zeit errichteten oder umgebauten Gebäuden ablesbar.

In 91 Stufen zum Tempel des Kukulcan

Die große Stufenpyramide von Chichén Itzá, von den Spaniern auch El Castillo – das Schloss – genannt, ist nicht nur die größte Attraktion der Tempelstadt, sie ist auch eines der bekanntesten Bauwerke der Maya. Sie zeugt nicht nur von der architektonischen Kunst dieser Hochkultur, sondern auch von der großen Bedeutung der Astronomie in der Maya-Kultur. Denn die vier Treppen der Pyramide mit ihren jeweils 91 Stufen ergeben zusammen 365 – die Zahl der Tage in einem Jahr.

Gleichzeitig ist das gesamte Gebäude so ausgerichtet, dass sich zweimal im Jahr, zur Tagundnachtgleiche, ein besonderes Schauspiel ereignet: Die der Sonne zugewandte Seite der Pyramide bleibt fast vollständig im Schatten bis auf einen feinen Lichtstrahl, der der Länge nach auf die Treppe fällt. Durch die Stufen wird dieser zu einer im Zickzack von der Pyramidenspitze bis zum Boden verlaufenden, gefiederten „Lichtschlange“ – dem Symbol des Schlangengotts Kukulcan, dem auch der Tempel auf der Pyramidenspitze gewidmet war.

Ballspielen für die Götter

Auch die Maya kannten schon Ballspiele, bei denen zwei Mannschaften gegeneinander antraten – und der Stellenwert der Spiele war mindestens so hoch wie der des heutigen Fußballs für den eingefleischten Fan. Der Einsatz bei diesen rituellen Wettbewerben allerdings war ungleich höher: Denn wahrscheinlich musste mindestens der Anführer der Verlierermannschaft sein Leben lassen, womöglich sogar auch der der Gewinner. Ziel des Spiels war es, einen zwischen 400 Gramm und vier Kilogramm schweren Ball durch zwei jeweils in 6,50 Metern Höhe hängende Steinringe zu befördern. Mit dem Handicap, dass die Spieler dabei weder Hände, Arme noch Füße benutzen durften, nur eine Berührung mit dem Rumpf war gültig. In Chichén Itzá sind bisher zwölf Ballspielplätze gefunden worden. Der größte, Juego de Pelota, liegt rund 100 Meter nordwestlich der Stufenpyramide.

Wasserquelle und Ritualplatz zugleich

Das Herz der Tempelstadt bildete die Cenote Sagrada, einer von zwei durch den Einbruch einer Kalksteinschicht entstandenen natürlichen Brunnen im Stadtgebiet von Chichén Itzá. Sie diente nicht nur als wichtige Wasserquelle in der damals eher trockenen Region, sondern hatte auch große kultische Bedeutung. Am Grund der „heiligen Cenote“ haben Archäologen nicht nur zahlreiche Gegenstände aus Gold, Jade und Keramik gefunden, sondern auch die Skelette von 50 Menschen. Sie wurden vermutlich im Rahmen von kultischen Opferhandlungen getötet oder sogar lebendig in den Brunnen geworfen.

Rätsel des Untergangs

Gegen 1000 n.Chr. wurde die Stadt aufgegeben – warum, ist bis heute rätselhaft. Auch der Zusammenbruch des gesamten Maya-Reichs und das Ende der anderen einstmals blühenden Städte wenig später ist weitestgehend ungeklärt geblieben. Innerhalb von relativ kurzer Zeit sank die Bevölkerungsdichte der Maya, sie verließen die großen Städte, die Bewässerungssysteme verfielen und auch Neubauten finden sich danach nicht mehr. Während einige Forscher ökologische Faktoren wie beispielsweise eine zunehmende Verarmung und Unfruchtbarkeit der Böden als Ursache für diesen Niedergang der Hochkultur sehen, favorisieren andere Wissenschaftler eher einen Klimawandel und dadurch verursachte Dürren in Kombination mit dem Vordringen der Tolteken aus Nordyucatan als Ursache. Tatsächlich hat eine Studie im Jahr 2003 Belege für deutlich niedrigere Niederschläge im 9. und 10. Jahrhundert gefunden. Welche der Faktoren – oder welche Kombination – nun wirklich den Untergang des Mayareiches verursacht oder zumindest beschleunigt haben, ist jedoch bis heute nicht endgültig bewiesen.

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Stand: 03.08.2007

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

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Eine Medienkampagne und ihr Ergebnis

Neue Weltwunder gesucht
Die Kampagne und ihre Geschichte

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