Eigentlich sollte CryoSat-2 schon am 25. Februar 2010 starten, doch daraus wurde nichts. Wegen eines Problems mit dem Treibstofftank der zweiten Stufe der Rakete musste der Start verschoben werden. Das Ganze stellte sich erst eine Woche vor dem geplanten Start heraus, nachdem das „space head“ Modul, in dem sich der Satellit befindet, schon mit dem Rest der Rakete im Startsilo verbunden war. Also mussten die Techniker das gesamte Modul zurück ins Integrationsgebäude bringen und weitere Untersuchungen abwarten.
Explosiver Start und Endstufe im Rückwärtsgang
Am 8. April 2010 um 15:57 MESZ folgte nun der zweite Versuch. Wieder war es eine russische Rakete, die den vier mal zwei Mal zwei Meter großen Satellit in die Umlaufbahn hinaufbrachte. (Video des Starts) Diesmal allerdings erfolgte der Transport auf einer von der Interkontinentalrakete SS-18 abgeleiteten Dnepr-Rakete. Der Satellit samt Unterbau wurde dabei im wortwörtlichen Sinne hochgeschossen: Eine Explosivladung unter dem Gefährt katapultierte es aus dem Abschuss-Silo im kasachischen Baikonur hinaus, bevor erst in 30 Metern Höhe über Grund der Antrieb der Rakete zündete. Ebenso ungewöhnlich mutete die Flugrichtung der dritten und letzten Brennstufe an: Im Rückwärtsflug zog sie den Satelliten hinter sich her, um ein Maximum an Genauigkeit bei der Einbringung in die Umlaufbahn zu gewährleisten.
Sobald der Satellit in seiner Umlaufbahn ausgesetzt ist, erwacht er zum Leben: Sein Computer, der den Satelliten während des Starts lediglich überwacht, beginnt Befehle zu geben und schafft eine Funkverbindung, damit das ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt mit dem Satelliten kommunizieren kann. Rund um die Uhr ist das Team nun damit beschäftigt, den neuen Satelliten vollständig in Betrieb zu nehmen. Nach dieser ersten Phase kehrt eine gewisse Routine ein, die für das Flugkontrollteam jedoch nicht bedeutet, dass es die Arbeit einstellen kann. Es muss weiterhin während der gesamten Missionsdauer von drei Jahren für einen einwandfreien Betrieb des Systems sorgen.
Flugbahn jede Woche neu
Zu den Befehlen, die das Kontrollzentrum an den Satelliten sendet, gehört die Wahl der Betriebsart für das Radar-Instrument in Abhängigkeit von dem jeweils überflogenen Gebiete am Boden. Für diese Entscheidungen wird eine Master-Karte herangezogen, die in der Planungseinrichtung der ESA im italienischen Frascati gepflegt wird. Jede Woche wird die Flugbahn des Satelliten auf dieser Karte berechnet und die Zeitpunkte für den Betriebsartwechsel festgelegt. Da sich das ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt und damit in mittleren Breiten befindet, gelangt CryoSat auf seiner Bahn nur wenige Male am Tag in seine Reichweite.
Kiruna als Hauptkontrollstation
Um regelmäßig Verbindung mit dem Satelliten aufnehmen zu können, nutzt man daher eine Antenne in Kiruna, im hohen Norden Schwedens. Aber nicht nur die Missionskontrolle erfolgt über die Antenne in Kiruna, dort werden auch die wissenschaftlichen Daten von CryoSat empfangen. Bei einer Datenmenge von mehr als 50 Gigabyte pro Tag stellt dies eine große Herausforderung dar. Um die Funktion der Instrumente zu überwachen, steht ein Teil der verarbeiteten Daten dem Team sofort zur Verfügung. Um aber die Altimetermessungen wissenschaftlich auszuwerten, sind zusätzlich genaue Angaben zur Position und Lage des Satelliten erforderlich. Erst wenn auch diese verfügbar sind, können genaue Datenprodukte erzeugt werden.
Alle Nutzer der CryoSat-Mission können die endgültigen Datenprodukte direkt über das Internet kostenfrei herunterladen. Für die Langzeitarchivierung sämtlicher Missionsdaten wurde bei der französischen Raumfahrtagentur CNES (Centre National d’Etudes Spatiales) in Toulouse eine spezielle Datenbank eingerichtet. Hier können die Wissenschaftler langfristig auf die Daten zugreifen, und bei verbesserten Versionen der Verarbeitungssoftware wird dort eine erneute Verarbeitung des gesamten Datensatzes durchgeführt.
Nadja Podbregar
Stand: 07.04.2010