Weibliche Namen sind noch heute eine Seltenheit in wissenschaftlichen Enzyklopädien. Einer der Gründe hierfür ist, dass Frauen und Mädchen meist bereits der Zugang zu Bildung versperrt blieb. Dieses unausgeglichene Männer-Frauen-Machtverhältnis entwickelte und festigte sich über Jahrhunderte hinweg. Erst spät sollte sich daran etwas ändern…
Ausnahme dank royaler Unterstützung
Als erste Preußin promovierte Dorothea Erxleben im Jahr 1754 mit 38 Jahren im Fach Medizin. Der Titel ihrer Arbeit lautete: „Academische Abhandlung von der gar zu geschwinden und angenehmen, aber deswegen öfters unsicheren Heilung der Krankheiten“. Zwar war das Studium für Frauen zu diesem Zeitpunkt noch nicht gestattet, doch kam sie dank des Privatunterrichts ihres Vater (einem Arzt) bereits früh mit der Medizin in Kontakt und konnte aufgrund eines Sonderbefehls des Preußischen Königs ihre Promotion an der Universität Halle ablegen.
Doch für die Mehrheit ihrer Zeitgenossinnen gab es diese Chance nicht: Denn nicht nur das Immatrikulationsverbot, sondern auch die mangelnde Vorbildung hinderten die jungen Mädchen damals am Universitätsbesuch. Das Gymnasium blieb für sie unzugänglich. Mädchen durften allenfalls sogenannte höhere Töchterschulen besuchen, wo sie zur Unterhaltung des Ehemannes ausgebildet wurden. Eindrücklich belegt dies etwa eine Denkschrift von 1872, die den Sinn einer solchen Schule als: „dem Weibe eine Geistesbildung zu ermöglichen, damit der deutsche Mann nicht durch die geistige Kurzsichtigkeit und Engherzigkeit seiner Frau an dem häuslichen Herde gelangweilt werde“ beschreibt.
Frauenbewegung erkämpft die Frauenbildung
Im 18. Jahrhundert konnten somit nur Frauen studieren, die wie Dorothea Erxleben eine private Ausbildung erhalten hatten. Nach Erxlebens Promotion mussten noch mehr als 150 Jahre vergehen, bis die Frauenbewegung erste Erfolge für die Bildung von Mädchen errang. Dafür sorgte schließlich, gemeinsam mit anderen, die Frauenrechtlerin und Pädagogin Helene Lange. Die Pionierin erreichte es durch ihre Gymnasialkurse, dass die ersten Mädchen und Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin das Abitur ablegen konnten, weiterhin jedoch nur mit Sondergenehmigung.
Das Abitur war jedoch nur der erste Schritt, denn selbst wenn eine Frau es geschafft hatte, die Hürde der gymnasialen Ausbildung zu nehmen, stand sie immer noch vor verschlossenen Universitätstoren. Ein Zugang zu Bibliotheken und Universitätsgebäuden war ihr versagt. Die offizielle Zulassung weiblicher Studentinnen erfolgte in Preußen erst um 1905-1909, nachdem zuvor mehrere Anträge auf Zulassung von Frauen abgelehnt wurden. Die Habilitation war offiziell sogar erst ab 1920 gestattet. In der Schweiz und anderen Ländern ging dieser Prozess schneller voran. So konnten in Zürich Frauen bereits ab 1863 eingeschrieben werden. Auch in der Türkei ließ man ab 1894 Frauen, zumindest in den medizinischen Fakultäten, offiziell zum Studium zu. In Preußen hatten es abermals die Frauenbewegungen mittels Massenpetitionen und viel Druck geschafft, die Öffnung der Universitäten für Frauen gegen den Widerstand vieler Dozenten und Direktoren zu erzwingen.
Kathrin Bernard
Stand: 07.12.2012