Für mehr als 100 Jahre nach Tasmans Reise lässt das Interesse der Europäer am Südkontinent und an den pazifischen Regionen ein wenig nach. Zwar entdeckt der Niederländer Jacob Roggeveen 1721 noch die Osterinseln mit ihren mystischen Riesenstatuen sowie Samoa, eine neue Dynamik bei der Suche nach der sagenhaften Terra Australis Incognita entsteht aber erst, als die Briten sich stärker um die Südsee kümmern. Bei ihrem Versuch, die Weltmeere zu erobern, gelangen sie fast zwangsläufig auch in den Stillen Ozean, wie Magellan ihn getauft hat.
Geweckt wird das britische Interesse für den Pazifik unter anderem durch Berichte des englischen Seefahrers und Piraten William Dampier, der zum Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit seinen Gefährten die Weltmeere und unsicher machte. Er ist nicht nur ein guter Freibeuter, sondern auch ein bekannter Forscher und Entdecker.
In seinen Erzählungen – beispielsweise im 1697 erschienenen Buch „A New Voyage Round the World“ – berichtet er über viele Phänomene wie Passatwinde, Hurrikans oder Meeresströmungen. Seine Beschreibungen sind so präzise, dass sie sogar Eingang in die wissenschaftliche Literatur finden. Aber auch Schriftstellern wie Daniel Defoe oder Jonathan Swift dienen die Reiseberichte als Vorlage für Abenteuergeschichten wie Gullivers Reisen oder Robinson Crusoe.
Während mehrerer Expeditionen macht sich auch Dampier in Erwartung der Reichtümer, die ihn dort erwarten, auf die Suche nach dem Südkontinent und landet dabei häufiger in Australien oder Neu-Holland, wie es damals noch heißt. Die Reichtümer eines Südkontinents findet er auf seinen vier Südseereisen zwar nicht, seine Erzählungen wecken aber so viel Interesse in England, dass ab 1760 viele Expeditionen in die Südsee entsandt werden.
Zu ihnen gehören auch die Fahrten der britischen Admirale Samuel Wallis und Philip Carteret. Wallis macht sich immerhin dadurch unsterblich, dass er 1767 Tahiti mit seinen freundlichen und lebenslustigen Menschen entdeckt. Durch die schwärmerischen Berichte der Crew nach ihrer Rückkehr nach England wird Tahiti von da ab zum Synonym für das Südseeparardies schlechthin.
Carteret dagegen landet unter anderem auf Pitcairn. Wenig später aber beginnt seine Mannschaft so heftig unter Skorbut zu leiden, dass er die Philippinen anlaufen muss, um seinen Männern eine Pause zu gönnen.
Auf Wallis und Carteret folgt der Franzose Louis Antoine de Bougainville. Diese Südsee-Expedition von 1766 bis 1769 wird erstmalig von Wissenschaftlern begleitet. Westlich der Neuen Hebriden wartet ein harter Prüfstein: Das bis dahin unbekannte Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens. Aufgrund der vielfältigen Gefahren, die dort auf jedes Schiff lauern und weil Bougainville Quiros Aufzeichnungen von der Lage des Südkontinents, denen er bisher gefolgt ist, keinen Glauben mehr schenkt, entschließt er sich nach Norden abzudrehen.
Unter vielen Mühen und Gefahren mogelt er sich an der Ostküste Neuguineas vorbei und gelangt 1769 schließlich über Indonesien zurück nach Frankreich. Terra Australis bleibt weiterhin ein Traum, immerhin ist aber bei dieser Fahrt die erste französische Weltumseglung gelungen.
Stand: 26.09.2000