„Jetzt flammt hinter dem Horizont ein Licht von 500 Sonnen auf. Ein Feuerball und eine Säule von Feuer schießen mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit in den Himmel. Blendend weiß zuerst, dann gelb und orange und rot, marengo und tief violett. Die berühmte Pilzform entsteht, in allen Farben des Prismas. Seewasser, Sand und Korallentrümmer werden mit unfassbarer Geschwindigkeit in die Explosion hineingerissen.“ So schilderte ein von Jan Bösche in der Radiosendung MDR Info Kalenderblatt zitierter Reporter damals seine Eindrücke bei der Zündung der Wasserstoffbombe „Bravo“ im Bikini-Atoll.
Sprengkraft von 750 Hiroshima-Bomben
Mit einer Sprengkraft von 15 Megatonnen TNT-Äqivalent war die Explosion am 1.März 1954 nicht nur doppelt so stark, wie von den US-Militärs vermutet, sondern sie entsprach auch der von gleich 750 Hiroshima-Bomben. Die Folgen für Bikini und seine exotische Natur waren fatal. Bravo riss einen rund zwei Kilometer breiten und 73 Meter tiefen Krater in das Fundament des Atolls. Drei Inseln wurden bei der Explosion sogar komplett verdampft und ausradiert. Die Wassertemperatur im Meer stieg innerhalb von Sekundenbruchteilen auf 55.000 Grad Celsius – alles marine Leben im näheren Umkreis wurde dadurch vernichtet.
Und auch oberirdische Teile der Inselgruppe sowie einige in der Nähe gelegene andere Atolle kamen nicht ungeschoren davon. Denn die Explosion schleuderte Millionen Tonnen radioaktiver Korallenasche, Sand und Wasser kilometerhoch in die Atmosphäre. Da die US-Wissenschaftler und –Ingenieure den Wind falsch berechnet hatten, ging ein Großteil des resultierenden radioaktiven Fallouts über festem Land nieder und verseuchte Böden, Häuser, Pflanzen und Tiere.

Ein Fauxpas mit fatalen Folgen
Zwar waren die Ureinwohner des Bikini-Atolls schon 1946 evakuiert worden, auf Inseln wie Rongelap gerieten jedoch mindestens 236 Einwohner mit verstrahltem Material in Kontakt und erlitten unter anderem schwere Verbrennungen. Wie Schnee rieselte der Fallout, der strahlende Isotope wie Jod-131a, Strontium-90, Plutonium-239 und Cäsium-137 enthielt, dort vom Himmel. Nicht gewarnt und uninformiert über mögliche Gefahren ließen die Eltern ihre Kinder sogar in diesem radioaktiven Niederschlag spielen. Viele von ihnen erkrankten später und starben.