Die wohl bekanntesten Tiere der Galápagos-Inseln sind klein und auf den ersten Blick unspektakulär. Doch ihre Existenz lieferte einen entscheidenden Beleg für die Stimmigkeit der Selektionstheorie. Zunächst glaubte Darwin selbst nicht, dass es sich bei den Vögeln, die er auf den verschiedenen Inseln fing, um unterschiedliche Arten handeln sollte sondern hielt sie für Varietäten – und hielt es aus diesem Grund erst nicht für nötig, die Bälge den einzelnen Inseln zuzuordnen. Erst nach seiner Rückkehr nach London bestätigten ihm Ornithologen, dass es sich bei den Belegexemplaren um Vertreter unterschiedlicher Arten handelte.
Alle 13 endemischen Arten, die heute auf der Insel vorkommen, sind auf eine Grundfinkenart zurückzuführen, dessen Nachkommen sich im Laufe der Erdgeschichte verschiedene Lebensräume oder „ökologische Nischen“ erschlossen. Die Tendenz, unnötige Konkurrenz zu vermeiden und so die eigenen Chancen für eine Fortpflanzung zu erhöhen, ist letztendlich der Motor für die Entstehung der Arten.
Die Finkenarten, von denen manche nur auf einer einzigen Insel des Archipels vorkommen, unterscheiden sich grundsätzlich in Verhalten, Nahrungserwerb und äußerlich in der Form des Schnabels. Während der Großgrundfink einen dem heimischen Kernbeißer ähnlichen kräftigen Schnabel besitzt, ist der kleine Baumfink mit seinem dünnen Schnabel auf den Fang von Insekten eingestellt.
Auch extremere Anpassungen sind im Laufe des seit vier Millionen Jahren tätigen Evolutionslabors Galápagos möglich. Der Specht- und der Mangrovenfink benutzt ein Werkzeug – einen Kaktusstachel oder einen kleinen Zweig – um nach Termiten oder anderen Holzbewohnern zu stochern. Ein Fink wird mit dem herrschenden Flüssigkeitsmangel fertig, indem er Albatrossen und Tölpeln einzelne Schwanzfedern ausreißt und das an den offenen Kielansätzen austretende Blut aufleckt … der Vampirfink von Wolf.
Stand: 03.05.2000