Die Augen sind unser Fenster zur Welt. Rund 80 Prozent aller bewussten Sinneseindrücke nimmt der Mensch über sein Sehorgan auf. Mit einem Gewicht von nicht einmal acht Gramm kann unser Auge pro Sekunde zehn Millionen Informationen festhalten und ans Gehirn weiterleiten – eine wahre Wunderleistung.
Bei vielen Menschen lässt aber die Sehkraft mit zunehmendem Alter nach, der Graue Star trübt ihre Linse ein und verschleiert den Blick. Wo Arzneimittel keine Heilung bringen können, helfen innovative Medizintechnologien: Durch den Einsatz einer künstlichen Linse kann die Sehstärke der Betroffenen wieder vollständig hergestellt werden.
Cockpitscheiben als Ideengeber
Dem britischen Arzt Sir Harold Ridley gelang 1949 damit eine medizinische Sensation: Er brachte es erstmals fertig, eine durch Grauen Star getrübte Augenlinse durch eine künstliche Linse zu ersetzen. Bis dahin gab es keine wirksame Therapie, um das Leiden zu behandeln. Die Betroffenen verloren nach und nach ihr Sehvermögen, viele erblindeten schließlich.
Doch Ridley hatte während des Zweiten Weltkriegs beobachtet, dass bei Flugzeugpiloten, denen ein Splitter aus Acrylglas ins Auge geflogen war, das Auge diese Fremdkörper nicht abzustoßen schien. Das brachte ihn auf die Idee, künstliche Linsen aus Kunststoff herzustellen und diese Patienten mit fortgeschrittenem Grauen Star einzusetzen – mit Erfolg.
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In mehreren Stärken und per UV-Licht justierbar
Heute ist der Einsatz solcher sogenannter Intraokularlinsen eine weit verbreitete Methode, rund 800.000 Operationen jährlich geben Menschen ihre Sehkraft zurück. Der Eingriff erfolgt dabei meist ambulant und nur unter örtlicher Betäubung. Oft ist dabei nur noch ein kleiner Einschnitt von zwei bis drei Millimetern Länge nötig, weil die Linsen dank neuer Materialien faltbar sind und sich erst im Auge auf ihre endgültige Form ausbreiten.
Eine neue Generation Kunstlinsen verbessert zudem dank intelligenter optischer Eigenschaften die Lebensqualität von Menschen mit Grauem Star in mehrfacher Hinsicht: Mit sogenannten Multifokallinsen (Mehrstärkenlinsen) können sie sowohl in der Ferne als auch in der Nähe scharf sehen. Denn die modernen Implantate ahmen den Seheindruck der natürlichen Augenlinse perfekt nach. 1999 entwickelten US-Forscher sogar eine Linse, deren Stärke noch nachträglich, nach der Operation, um bis zu zwei Dioptien korrigert werden kann: UV-Licht verändert die Struktur der eingesetzten Polymere und damit auch ihre Brechungseigenschaften.
BVMed / Massstab Mensch
Stand: 31.01.2014