Medizin

Das Auge

Hightech holt die Sehkraft zurück

Die Augen sind unser Fenster zur Welt. Rund 80 Prozent aller bewussten Sinneseindrücke nimmt der Mensch über sein Sehorgan auf. Mit einem Gewicht von nicht einmal acht Gramm kann unser Auge pro Sekunde zehn Millionen Informationen festhalten und ans Gehirn weiterleiten – eine wahre Wunderleistung.

Blick in ein vom grauen Star getrübtes Auge: Die Linse ist nicht mehr transparent. © Rakesh Ahuja / CC-by-sa 3.0

Bei vielen Menschen lässt aber die Sehkraft mit zunehmendem Alter nach, der Graue Star trübt ihre Linse ein und verschleiert den Blick. Wo Arzneimittel keine Heilung bringen können, helfen innovative Medizintechnologien: Durch den Einsatz einer künstlichen Linse kann die Sehstärke der Betroffenen wieder vollständig hergestellt werden.

Cockpitscheiben als Ideengeber

Dem britischen Arzt Sir Harold Ridley gelang 1949 damit eine medizinische Sensation: Er brachte es erstmals fertig, eine durch Grauen Star getrübte Augenlinse durch eine künstliche Linse zu ersetzen. Bis dahin gab es keine wirksame Therapie, um das Leiden zu behandeln. Die Betroffenen verloren nach und nach ihr Sehvermögen, viele erblindeten schließlich.

Doch Ridley hatte während des Zweiten Weltkriegs beobachtet, dass bei Flugzeugpiloten, denen ein Splitter aus Acrylglas ins Auge geflogen war, das Auge diese Fremdkörper nicht abzustoßen schien. Das brachte ihn auf die Idee, künstliche Linsen aus Kunststoff herzustellen und diese Patienten mit fortgeschrittenem Grauen Star einzusetzen – mit Erfolg.

{2l}

In mehreren Stärken und per UV-Licht justierbar

Heute ist der Einsatz solcher sogenannter Intraokularlinsen eine weit verbreitete Methode, rund 800.000 Operationen jährlich geben Menschen ihre Sehkraft zurück. Der Eingriff erfolgt dabei meist ambulant und nur unter örtlicher Betäubung. Oft ist dabei nur noch ein kleiner Einschnitt von zwei bis drei Millimetern Länge nötig, weil die Linsen dank neuer Materialien faltbar sind und sich erst im Auge auf ihre endgültige Form ausbreiten.

Eine neue Generation Kunstlinsen verbessert zudem dank intelligenter optischer Eigenschaften die Lebensqualität von Menschen mit Grauem Star in mehrfacher Hinsicht: Mit sogenannten Multifokallinsen (Mehrstärkenlinsen) können sie sowohl in der Ferne als auch in der Nähe scharf sehen. Denn die modernen Implantate ahmen den Seheindruck der natürlichen Augenlinse perfekt nach. 1999 entwickelten US-Forscher sogar eine Linse, deren Stärke noch nachträglich, nach der Operation, um bis zu zwei Dioptien korrigert werden kann: UV-Licht verändert die Struktur der eingesetzten Polymere und damit auch ihre Brechungseigenschaften.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. weiter

BVMed / Massstab Mensch
Stand: 31.01.2014

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Wunderwerk mit Helferlein
Wie Medizintechnik heute den menschlichen Körper unterstützen kann

Steuerungszentrale Gehirn
Wie Strom unserem Denkorgan auf die Sprünge hilft

Schutzhülle Haut
Wundheilung und Linderung aus dem Labor

In Bewegung
Was die Antihaft-Pfanne mit dem Knorpel zu tun hat

Das Transportsystem
Wie Technik unsere Blutgefäße vor Verstopfung schützt

Das Auge
Hightech holt die Sehkraft zurück

Pumpstation Herz
Der Motor des Körpers – und seine elektronischen Helfer

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Forscher nutzen das Innenohr als Batterie
Energiequelle könnte für den Betrieb von Hörprothesen genutzt werden

Bald Rollstuhlsteuerung per Ohrwackeln?
Projekt erforscht Ohrmuskel als neue Mensch-Maschine-Schnittstelle

Augen: Prothese aus Kunststoff ersetzt Hornhaut
Erste Implanatationen mit Kunst-Hornhaut bereits erfolgt

Hightec-Signale im Körper
Medizinische Mikroimplantate und Neuroprothesen auf dem Vormarsch

Dossiers zum Thema