Favelas, so heißen die Elendsviertel in Brasilien, sind größtenteils illegale und irreguläre Hüttensiedlungen bestehend aus Wellblech und Pappe, selten aus Holz und so gut wie nie aus Ziegelsteinen. 65 Prozent des Wohnraums in Sao Paulo ist ungenehmigt gebaut worden, und die Favelas sind über weite Teile der Metropole verstreut.
800.000 Menschen lebten 1990 in den Favelas Sao Paulos, drei Millionen Menschen in Corticos – so genannten „Bienenkörbe“, in denen zahlreiche Menschen auf sehr engem Raum zusammengepfercht werden -, circa zwei Millionen lebten unter prekären Bedingungen.
In diesen Slums fließt das Abwasser durch offene Rinnen am Rande der Wege, die Müllabfuhr kommt im Normalfall nicht bis hier hin, sauberes Trinkwasser existiert nicht, die sanitären Anlagen sind miserabel und Stromanschluss ist nicht vorhanden. Aufgrund dieser unzureichenden hygienischen Bedingungen ist die Säuglingssterblichkeit extrem hoch und Infektionskrankheiten sind an der Tagesordnung.
Häufig sind die Behausungen in Risikozonen angesiedelt, also zum Beispiel an ungesicherten Abhängen, was häufig durch Erdrutsche zahllose Todesopfer fordert, in Überschwemmungsgebieten, oder auf belasteten Böden. Im Gegensatz zu Los Angeles befindet sich der Großteil der Slums in der Peripherie, also in den Außenbezirken, die sich um das hochverdichtete Stadtzentrum legen.
Die Paulistas schämen sich für ihre Slums und sind bemüht diese Schandflecken zu entfernen, allerdings mit nur mässigem Erfolg. So wurden beispielsweise in den 80er Jahren schnell billige Wohnungsblocks, so genannte „vertikale Slums“, hochgezogen, um die Favela-Bewohner dorthin zwangsweise umzusiedeln. Allerdings blieben die wenigstens, denn diese neue Wohnform war ihnen zu fremd. Das kleinteilige Leben in den Favelas und der Zusammenhalt ähnelt mehr der dörflichen Wohnform, die sie aus ihrer Heimat kennen. Die Bewohner, die in den Wohnblocks geblieben sind, haben keinen Sinn für deren Erhaltung, so dass die Hochhäuser mit der Zeit innerlich verslumen.
Zwischenzeitlich gab es Initiativen die den Favela-Bewohnern mit zur Verfügung gestellten Werkzeugen und Baumaterial Hilfe zur Selbsthilfe anboten, doch inzwischen werden wieder die vertikalen Slums als „Lösung“ angesehen. Das Resultat sind immer mehr verwahrloste Hochhausblöcke ohne Wasser und Strom. Man weiß noch nicht einmal wieviel Menschen tatsächlich dort leben und sterben, da sich weder Polizisten noch andere außenstehende Personen, in diese Gebäude hineinwagen.
Stand: 19.05.2001