Die Überbauung des frühklassischen Tempels von Uxul und auch vieler anderer Bauten aus dem 4., 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. fällt in eine Zeit geradezu bombastischer Monumentalität unter dem übermächtigen Einfluss der Kaan-Dynastie von Calakmul. Diese Phase dauerte nur etwa 80 Jahre, veränderte aber das komplette Antlitz der Stadt.
Gänzlich neue Gebäude wie Pyramidentempel, Paläste, Ballspielplätze und Freiräume entstanden, die die Gebäudegruppen und Hauptplätze von Calakmul zum Vorbild hatten. Uxul ist in dieser Hinsicht ein singuläres Beispiel: In wenigen anderen Städten scheint die Architektur von den neuen Machthabern derart als Ausdruck ihrer Vorherrschaft eingesetzt worden zu sein.
Auch das Ende der Besiedlung der Stadt lässt sich am archäologischen Befund ablesen. Um 740 n. Chr. wurden die zum Palast führenden Treppen überbaut. Dabei wurden die Hieroglyphentafeln mit den Abbildungen der Herrscher der Kaan-Dynastie verkehrt herum in die Stufen eingesetzt und teilweise zerschlagen – ein so dramatischer wie sinnfälliger Ausdruck des Machtverlustes und des Niedergangs, letztendlich auch der Stadt selbst.
Ende im Krieg?
Die Funde vieler Speer- und Lanzenspitzen in der jüngsten Schicht des Palasthofes deuten auf ein gewaltsames Ende Uxuls hin. Möglicherweise steht dieses auch im Zusammenhang mit anderen kriegerischen Ereignissen, die das gesamte Maya-Tiefland im 8. Jahrhundert erschütterten und schließlich zum Zusammenbruch der klassischen Maya-Kultur führten.
Die Stadt Uxul ist daher ein exzellentes Beispiel für ein kleines Maya-Königtum, das unter die Oberherrschaft eines großen mächtigen Staates geriet, aber durch den Zusammenbruch der Herrschaft des dominanten Staates letztlich selbst in den Abgrund gerissen und schließlich gänzlich aufgegeben wurde.
Nikolai Grube, Kai Delvendahl (Archäologisches Projekt Uxul/ Universität Bonn)/ DFG Forschung
Stand: 28.08.2015