Anthropogeographie

Das Ende

Was brachte die Hochkultur am Indus zu Fall?

Wie bei vielen frühen Hochkulturen ist auch der Niedergang der Indus-Zivilisation rätselhaft. Was führte dazu, dass diese Kultur, die zu ihrer Blütezeit eine Million Quadratkilometer Fläche und bis zu zehn Prozent der gesamten damaligen Weltbevölkerung umfasste, sich allmählich auflöste und verschwand? Warum verließen die Menschen nach rund 700 Jahre die großen, reichen Städte und oft auch gleich die gesamte Indusregion?

Nach 700 Jahren Wohlstand verließen die Bewohner plötzlich ihre Städte - hier Mohenjo Daro. © UNESCO World Heritage Centre / CRA-terre/ Pascal Maitre

Bisher gibt es zu dieser Frage eine ganze Reihe von Hypothesen und Theorien, aber nur wenige eindeutige Belege. Einige Forscher suchen die Ursache in sozio-ökonomischen Entwicklungen, darunter sozialen Unruhen, Invasionen durch Nachbarvölker oder einen nachlassenden Handel. Andere mutmaßen, dass es das Klima gewesen sein könnte, dass – wie bei so vielen anderen Hochkulturen – auch dieser Zivilisation den Todesstoß versetzte.

Sturzfluten und Trockenzeiten

Das Tal des Indus und seiner Nebenflüsse war zur Zeit der Indus-Kultur fruchtbar und bot reichlich Möglichkeiten, auch größere Städte durch entsprechende Landwirtschaft zu ernähren. Allerdings: Verantwortlich für diese Fruchtbarkeit und den Wassernachschub war nicht der Regen, sondern das Gletscher-Schmelzwasser aus dem Himalaya und ein noch weitaus unzuverlässigerer Faktor: der Monsun.

Der Indus bezieht sein Wasser hauptsächlich aus dem Himalaya. Schmelzen dort die Gletscher, wird auch er weniger Wasser führen. © NASA GSFC

Während der Regenzeit fiel der Niederschlag dabei vor allem stromaufwärts, an den Oberläufen der Flüsse. Als Sturzfluten und Hochwasser wälzte sich dieses Wasser dann immer wieder die Flüsse hinab und sorgte für Überschwemmungen – wie noch heute in Bangladesch und Pakistan der Fall. Und ähnlich wie zur gleichen Zeit am Nil waren es solche regelmäßigen Überschwemmungen, die dem Land an den Flussufern seine Fruchtbarkeit verliehen.

Im Unterschied zu den alten Ägyptern oder auch den Kulturen Mesopotamiens machten die Bewohner des Industals aber offenbar keine Versuche, diese Wasserfluten durch Bewässerungssysteme zu steuern und zu kontrollieren. Bisher zumindest fehlt jede Spur einer solchen klassischen Bewässerungslandwirtschaft. Lag hierin vielleicht schon die Saat des Niedergangs?

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Nadja Podbregar
Stand: 09.05.2014

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Indus-Kultur
Rätsel um ein verschwundenes Riesenreich

Städte aus dem Nichts
Der Beginn der Indus-Kultur

Genormte Gesellschaft
Feste Maßeinheiten und Referenzgewichte

Geheimnisvolle Zeichen
Die nicht entschlüsselte Schrift der Indus-Kultur

Ein Reich des Friedens…
…oder doch nicht?

Das Ende
Was brachte die Hochkultur am Indus zu Fall?

Januskopf Klima
War der Monsun schuld am Untergang der Indus-Kultur?

Diaschauen zum Thema

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