In rund 600 Millionen Jahren wird die Erde kein grüner Planet mehr sein. Stattdessen sind die Landflächen von dürren Steppen und Wüsten geprägt, Pflanzen gibt es kaum noch. Dadurch hat sich auch die Atmosphäre unseres Planeten verändert: „Das Schwinden der Pflanzen führt dazu, dass Sauerstoff und Ozon in der Atmosphäre immer weiter absinken“, beschreibt der britische Forscher Jack O’Malley-James das künftige Geschehen.
Erst die großen Säugetiere, dann der Rest
Das hat auch Folgen für die restliche Lebenswelt. „Die Tiere, die für ihre Nahrung von Pflanzen abhängig sind, beginnen schon kurz nach dem Verschwinden der Pflanzen an der Basis ihrer Nahrungsketten auszusterben“, erklärt der Forscher. Die ersten Opfer sind daher große, pflanzenfressende Säugetiere. Im Laufe mehrerer Millionen Jahren folgen ihnen dann auch räuberische Arten, kleinere Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien und größere Fische nach.
„Es kommt zu einem sequenziellen Aussterben der Tierarten, von den großen zu den kleinen, von Wirbeltieren bis hin zu den Wirbellosen“, so O’Malley-James. Im Prinzip dreht sich nun das Rad der Evolution wieder zurück: Die komplexesten und am weitesten entwickelten Lebensformen verschwinden als erste, die primitiveren, kleineren bleiben am längsten erhalten.
Die irdische Lebenswelt kämpft aber nicht nur mit Nahrungsmangel und den sich verändern klimatischen Bedingungen, immer häufiger treten auch Unfruchtbarkeit und Missbildungen auf. Denn die irdische Ozonschicht bekommt wegen des fehlenden Sauerstoffs keinen Nachschub mehr und dünnt immer weiter aus. Parallel dazu steigt die UV-Einstrahlung der immer heller werdenden Sonne. Als Folge nehmen Erbgutschäden und Tumore zu.
Ein Planet der Mikroben
Die letzten Überlebenden der einst so üppigen Tier- und Pflanzenwelt unseres Planeten konzentrieren sich nun in wenigen Refugien. Zu diesen gehören die Pole, in denen sich vor allem die Organismen halten, die während der Polarnacht aktiv sind und den Polarsommer in Ruhestadien überdauern. Auch in Höhlen könnten einige wirbellose Tiere länger überdauern als anderswo. In den Ozeanen sind Mikroalgen die letzten, die noch Photosynthese treiben und für etwas Sauerstoffnachschub sorgen.
Doch es reicht nicht: In rund einer Milliarde Jahren könnte jedes höhere Leben auf unserem Planeten verschwunden sein. Die Erde hat sich biologisch gesehen zu ihren ersten Anfängen zurückentwickelt. „Das Leben auf der Erde wird wieder mikrobiell, die Produktivität kehrt zu den Werten zurück, wie sie vor Beginn der Photosynthese herrschten“, erklären O’Malley-James und seine Kollegen. In rund 1,3 Milliarden Jahren könnten die letzten eukaryotischen Zellen aussterben – ab dann bleiben nur noch Bakterien und Archaeen übrig.
Aber auch diese letzten Lebensformen überdauern nicht lange. Spätestens in 1,85 Milliarden Jahren könnten auch die letzten Refugien mikrobiellen Lebens unbewohnbar geworden sein. Die Erde ist nun ein toter Planet.