Wenn man Kupfer in Feuer legt, wird es weich und formbar. Vielleicht haben unsere Vorfahren auf diesem Weg vor über 10.000 Jahren herausgefunden, welche Möglichkeiten das rötliche Edelmetall ihnen bieten könnte. Die Kunde vom „nützlichen Stein“ verbreitete sich in den folgenden Jahrtausenden über Europa, Asien und Afrika. Kupfer wurde zum wichtigen Bestandteil menschlicher Handwerkskunst und Kultur. Die Zeit zwischen 4300 und 2200 vor Christus nennt man daher auch Kupferzeit.
Ötzi und das Kupfer
In Ägypten stellten die Menschen bereits 4000 vor Christus zahlreiche Kupferwaffen und -werkzeuge her. Auch Schmuck und Haushaltsgegenstände aus Kupfer erfreuten sich immer größerer Beliebtheit. Den Rohstoff für ihre Herstellung bauten die Ägypter unter anderem am Berg Sinai in Form von kupferhaltigem Malachit und Azurit ab. Im Jahr 2500 vor Christus gab es im Tempel von Sahuré dann bereits eine 400 Meter lange Wasserleitung aus Kupfer. Auch Geld lag zum Teil in kupferner Barrenform vor.
Doch auch unsere Vorfahren in Europa waren während der Kupferzeit keineswegs untätig. Der bekannteste europäische Kupferbesitzer war dabei aus heutiger Sicht wahrscheinlich die Gletschermumie Ötzi. Als der Mann circa 3300 vor Christus in den Südtiroler Alpen starb, hatte er neben einem Steindolch und Pfeilen auch ein Kupferbeil bei sich. Da derart hochwertige Waffen auch damals noch rar gesät waren, lässt das Beil auf einen hohen sozialen Rang seines Trägers schließen.
Raus aus der Steinzeit
Ötzi und viele andere erlebten mit der Kupferzeit eine der großen prägenden Phasen der Menschheitsgeschichte. Indem unsere Vorfahren Kupfer immer geschickter abbauten und verarbeiteten, ließen sie die Steinzeit schließlich hinter sich. Dieser Schritt war spätestens dann besiegelt, als der Mensch lernte, Kupfer mit Zinn zu vermischen und so Bronze herzustellen – ein nochmal deutlich robusteres Material für Waffen und Werkzeuge.
Es folgten neue Erfindungen, effizientere Waffen und ausgedehnte Handelsverbindungen über ganze Kontinente hinweg. Der Grundstein für unsere moderne Zivilisation war gelegt.
Eine moderne Welt
Und auch wenn wir seit damals viele weitere Metalle und Legierungen entdeckt haben, so bleibt Kupfer doch ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur. Tatsächlich ist das rötliche Halbedelmetall auch aus unserer modernen Welt kaum wegzudenken. Kupfer befindet sich auf Hausdächern, in Musikinstrumenten, in Essbesteck und in Rohren. Es ummantelt unsere Ein- und Zwei-Cent-Münzen und bedeckt die Freiheitsstatue in New York City. In Form von Kupferspiralen nutzen wir das Metall sogar zur Verhütung.
Doch Kupfer steckt auch in vielem, in dem wir es auf den ersten Blick vielleicht nicht vermuten würden. Seine hervorragenden Eigenschaften als Wärme- und Stromleiter machen es essenziell für dünne Drähte, wie sie etwa in Telefonkabeln, Handys, Computern und Fernsehern verbaut sind. Auch Flugzeuge, Züge und Autos benötigen Kupfer. In Zukunft könnte der Rohstoff sogar noch unverzichtbarer werden, denn seine besonderen Eigenschaften sind in einer zunehmend elektrifizierten Welt stark gefragt.