Neuneinhalb Jahre war New Horizons unterwegs, inklusives eines Schwungholens am Gasriesen Jupiter. Dann hatte die Raumsonde ihr Ziel erreicht: den Pluto. Jetzt galt es, das entscheidende Manöver durchzuführen. Denn wegen der geringen Größe des Pluto konnte sie nicht in eine Umlaufbahn einschwenken, sondern musste möglichst viele Informationen in nur einem einzigen Vorbeiflug sammeln.
Beinahe Katastrophe kurz vor dem Ziel
Die Flugbahn von New Horizons sollte einerseits möglichst nahe am Zwergplaneten verlaufen, anderseits auch den Mond Charon mit erfassen. Dafür musste sie fast senkrecht durch die Ebene fliegen, in der die Monde Charon, Nix, Hydra, Kerberos und Styx den Pluto umkreisen – eine hochriskante Route und eine Quelle großer Unsicherheit bei den Missionsplanern der NASA.
Denn niemand wusste, ob sich nicht weitere, noch unentdeckte Monde oder auch planetare Ringe in dieser Ebene befinden können. Wäre das Fall, könnte sie für New Horions zur tödlichen Gefahr werden. Erst wenige Tage vor dem Flyby gaben Aufnahmen der Raumsonde Entwarnung: Die Aufnahmen zeigten keine unbekannten Hindernisse.
Dafür kam es wenige Tage vor dem geplanten Vorbeiflug zur Beinahe-Katastrophe: Ein Fehler in einer Kommandozeile schickte die Sonde irrtümlich in den Ruhemodus und versetzte sie in Funkstille. Glücklicherweise wachte New Horizons aber gerade noch rechtzeitig wieder auf.
Der Vorbeiflug: 21 Stunden Schwerstarbeit
Am 14. Juli 2015 – vor fast genau fünf Jahren – war es dann soweit: New Horizons flog am Pluto vorbei und näherte sich dem Zwergplaneten dabei bis auf rund 12.000 Kilometer. Das entspricht weniger als einem Erddurchmesser. Innerhalb von nur 21 Stunden hieß es nun: So viele Daten wie möglich sammeln. Dafür kamen neben Kameras sieben wissenschaftliche Bordexperimente zum Einsatz. Neben dem UV-Spektrometer Alice sowie den hochauflösenden Kamerasystemen LORRI und Ralph, nahmen die beiden Plasma-Instrumente PEPSSI und SWAP, der Staubdetektor Venetia und das Radioexperiment REX eingehende Messungen an dieser fernen, eiskalten Welt vor.
Wie erfolgreich dieser Flyby jedoch war, erfuhr das Missionsteam auf der Erde zunächst nicht – es musste fast zwei Tage bangen. Denn während der Datenerfassung herrschte Funkstille, weil New Horizons nur mit der Erde kommunizieren konnte, wenn sie ihre Antennenschüssel gezielt der Erde zukehrte. Das aber hätte die Messungen gestört. Doch am 15. Juli 2015 kam die erste Rückmeldung der Raumsonde bei der NASA an: Sie hatte ihre erste Aufgabe mit Bravour gemeistert.
DLR/NPO