Umwelt

Das ewige Leben eines Joghurtbechers

Blau, Grau oder Gelb – in welchen Container kommt der Müll?

Verpackungsmüll aus der Gelben Tonne landen vor der Sortieranlage © Duales System Deutschland GmbH

Die Aggregate laufen auf Hochtouren, um die Waren im Kühlregal vor der Hitze des Sommers zu schützen. Eine kleine Tauschicht hat sich auf den bunten Metallfolien der Deckel gebildet. Erdbeere, Birne, Kirsche oder Vanille – die Yoghurt-Hersteller bieten etwas für jeden Geschmack. Abgefüllt in kleine, große und riesige Becher stehen sie nebeneinander, übereinander und aufeinander im Regal, bis ein hungriger Kunde seine Hand danach ausstreckt.

Für den Verbraucher spielt der Joghurt die Hauptrolle – ob fruchtig oder cremig. Doch für den Rohstoffmarkt ist der Becher drumherum der Star. Er gehört zu den Verkaufsverpackungen, die seit 1990 durch eine Richtlinie der Bundesregierung nicht mehr im Restmüll der Haushalte landen sollen. Seitdem prangt auf nahezu jeder Verpackung der Grüne Punkt als Freifahrtschein für ein „ewiges Leben“. Einmal als Kunststoff-Molekül „geboren“ kommt nach dem Gebrauch als Plastikfolie nicht mehr das Deponie-Grab, sondern das Einschmelzen in die ursprünglichen Moleküle, und das nächste „Leben“ beispielsweise als Plastikbesteck. Ein Kreislauf, der den Handel mit recycelten Rohstoffen zu einem immer attraktiveren Wirtschaftszweig macht.

Auf der Suche nach den letzten Resten schabt der Löffel über die Bodenrillen des Joghurtbechers, bis es nichts mehr zu holen gibt. Ohne Inhalt ist der Becher für den Verbraucher wertlos – und soll in den Abfall. Doch Müll ist nicht gleich Müll. Um die Reststoffe möglichst gut noch einmal zu verwerten, ist jeder Bewohner in Deutschland verpflichtet seinen Abfall zu trennen. Papier wie Zeitung und Briefe kommen in die blaue Tonne, den Sammel-Container um die Ecke oder wird zusammengeschnürt abgeholt. Auch die Glasflaschen, die kein Pfand gekostet haben, enden in den entsprechenden Containern. Während in ländlichen Regionen Garten- und Küchenabfälle auf dem eigenen Kompost im Garten verwesen, stellt in einigen Städten das Gartenamt braune Tonnen für biologische Abfälle bereit. Die Obstschalen vom Nachtisch, Gartenabfälle und Schnittblumen landen auf den großen Kompostanlagen der Stadt.

Reste kommen den Verbraucher teuer zu stehen

Bei Verpackungen weist dem Benutzer der Grüne Punkt auf dem Joghurtbecher den Weg. Das Runde muss ins Eckige: Groß wie ein Fußball ist das Symbol für das Recycling von Verpackungen auf der gelben Tonne zu sehen. Die Alufolie, das Zitronen-Netz, die Verpackung der Kekse und auch der Joghurtbecher sollen darin gesammelt werden – sofern sie den Grünen Punkt tragen. Denn nicht alle Kunststoffhersteller bezahlen die Lizenzen für das Sammelsystem des Dualen Systems Deutschland (DSD).

Ursprünglich die „Mutter“ aller Tonnen, ist die graue heute nur noch für den Abfall zuständig, der in keine der anderen Container gehört: der Restmüll. Taschentücher, Kaugummi, Zahnbürsten und Kehricht sind für den Endverbraucher die teuerste Müllart. Denn nur geringe Mengen sind noch verwertbar, und das meiste muss zusätzlich aufgearbeitet in speziellen Deponien abgelagert oder verbrannt werden.

Für den Joghurtbecher ist das nur eine Gruselgeschichte. Er geht zusammen mit Milchtüten, Erbsendosen und Duschgel-Flaschen auf seine „unendliche Reise“. Im Auftrag des DSD leeren die städtischen Abfallbetriebe oder private Unternehmen die gelben Tonnen, um die Verpackungen in die nächste Sortieranlage zu fahren. Trennen, waschen, zerkleinern und der Joghurtbecher ist als Granulat auf dem Weg in ein neues Leben. In dem Hochofen des Herstellers eingeschmolzen, entscheiden die Gussformen, ob dem ehemaligen Becher ein Leben als Folie bevorsteht.

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Stand: 09.06.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Alles für die Tonne
Was geschieht mit unserem Müll?

Recycling – von der Öko-Idee zum Boom-Sektor
Machen die Gewinne der Wiederverwertung demnächst Müllgebühren überflüssig?

Das ewige Leben eines Joghurtbechers
Blau, Grau oder Gelb – in welchen Container kommt der Müll?

Vom Kunststoffmüll zum Fleece-Pullover
Warum Sortieranlagen das Herzstück für Recycling sind

Der Grüne Punkt – Exportschlager einer Kreislaufwirtschaft
Wie Selbstentsorger das System austricksen

Startschuss für das Elektro-Recycling
Bald ein Duales System für elektrische Geräte?

Restmüll – Alles nur nicht recyclebar?
Auch die Reste liefern noch gute Dienste

Pfand für Alle!
Die neue Pfandregel soll das Chaos wieder übersichtlich machen

Nie wieder Müllgebühren?
Ein Fazit

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