Hauskatzen sind sehr reinliche Haustiere. Immerhin ein Viertel ihrer wachen Zeit nutzen sie, um sich gründlich zu putzen und ihr Fell von Schmutz und hartnäckigen Knoten zu befreien. Ihr wichtigstes Werkzeug dabei: die Zunge. Die Funktionsweise dieses rauen, rosa „Lappens“ fasziniert sogar Wissenschaftler. Wie schafft die Katze es damit, jeden noch so verknoteten Haarbüschel zu entwirren?
Raffinierte Hakenstruktur
Studien zeigen, dass das Geheimnis der Katzenzunge in ihrer raffinierten Struktur liegt. So ist die Oberseite nicht nur mit winzigen Widerhaken besetzt, diese sind auch flexibel beweglich. „Wenn die Zunge auf einen Knoten trifft, zieht er an den Haken und diese drehen sich, um noch tiefer einzudringen“, erklärt Ingenieurin und Katzenliebhaberin Alexis Noel vom Georgia Institute of Technology. „Diese Beweglichkeit ermöglicht es der Katze, Fellknoten besser zu lösen.“
Wenn das Tier seine Zunge gerade nicht zur Fellreinigung nutzt, liegen die Häkchen dagegen glatt an. Es genügt dann ein einfaches Abstreifen nach hinten, um die Zunge von Haaren und Schmutz zu befreien.
Speicheltransport bis auf die Haut
Doch ihre Hakenstruktur ist nicht die einzige Besonderheit der Katzenzunge: Spezielle Papillen auf der Zunge, die sogenannten Fadenpapillen, verfügen über U-förmige Hohlräume an der Spitze. Diese Hohlräume sind für den Speicheltransport zuständig, wie Forscher herausgefunden haben. Sie nehmen Flüssigkeit aus dem Mund auf und geben diese beim Fellecken wieder frei.
Auf diese Weise wird das Fell nicht nur gründlich gereinigt. Dank ihrer speziellen Struktur dringen die Papillen sogar bis auf die Haut vor und sorgen dort für einen nützlichen Kühleffekt. Denn Katzen können wie Hunde kaum schwitzen und belecken ihr Fell daher auch, um sich Abkühlung zu verschaffen. Der von den Fadenpapillen auf die Haut transportierte Speichel kann dabei für einen erheblichen Teil der Kühlung sorgen, die die samtpfotigen Jäger für die Regulierung ihrer Körpertemperatur benötigen.
Inspiration für Produktdesigner
Wissenschaftler versuchen diese geschickten Konstruktionen bereits nachzuahmen. Sowohl die Haken- als auch die Papillenstruktur der Katzenzunge könnten sich als Vorbild für neue Materialien und Produkte eignen: zum Beispiel für Haarbürsten mit Selbstreinigungsfunktion oder Bürsten, mit denen Katzenbesitzer Pflegelotionen oder medizinische Wirkstoffe leichter auf die Haut ihres Stubentigers auftragen können.