Vor 250 Millionen Jahren löschte eine beispiellose Katastrophe das höhere Leben auf der Erde beinahe aus, über 90 Prozent aller damals lebenden Arten verschwanden. Wörtlich übersetzt heißt Paläozoikum: Zeitalter der Alt-Tiere. Das Ausmaß dieser Apokalypse reißt Paläontologen zu poetischen Buchtiteln wie „Als das Leben fast starb“ hin, zu Formulierungen wie „paläozoische Nemesis“, „Das große Sterben“ und „Mutter aller Massenaussterben“. Die bange Frage: Was ist damals passiert – und kann es wieder geschehen? Einigkeit besteht darüber, dass durch dieses weltweite Massensterben das Drehbuch des Lebens nachhaltig verändert wurde.
Runzelkorallen und Rücksegel
Die Welt sähe heute anders aus ohne diese Katastrophe. Vor ihr war die Erde von Lebewesen bevölkert, die uns heute fremdartig erscheinen, obwohl es sich um Verwandte der heute noch vorkommenden Tierstämme handelt. In den Meeren des späten Paläozoikums lebten beispielsweise Runzelkorallen, die wir nur als Fossilien kennen, und Trilobiten, auch bekannt als Dreilapper-Krebse.
Armfüßer waren extrem vielfältig – diese Tiere ähneln äußerlich den Muscheln, haben aber anatomisch nichts mit ihnen gemein. Im Perm gab es sie überall. Heute gibt es dagegen nur noch wenige Vertreter, die dann meistens auch noch in schwer zugänglichen Lebensräumen vorkommen. An Land lebten Echsen mit großen Rückensegeln, sowie Riesenlibellen.
Was wäre wenn…
Diese Lebewelt wurde von der Katastrophe ausgelöscht oder an den Rand gedrängt. Man mag versucht sein zu denken, dass die Entwicklung des Lebens zwangsläufig zu der Welt führte, die wir heute kennen. Doch andere Welten wären denkbar: Was, wenn andere Arten überlebt hätten als die, die es taten? Gäbe es Menschen? Und: Wie sähen sie aus?
Es regt die Phantasie besonders an, dass man immer noch nicht weiß, wie es zu dieser Katastrophe kam. Die wahrscheinlichste Erklärung besagt, dass in Sibirien gewaltige Mengen von Lava ausflossen. Damit verbunden gelangten ebenso gewaltige Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre und ins Meer. Es gibt viele anderer Deutungen, ernsthafte und phantastische. Noch wogt die Diskussion, ohne dass ein Ende absehbar ist. Wissenschaftlicher Ruhm winkt dem, der herausfindet, was damals geschah.
Alexander Nützel / Mekkas der Moderne
Stand: 07.01.2011