„Oh weh“, soll Einstein lediglich gesagt haben, als er aus dem Radio vom dem Abwurf einer Atombombe auf Hiroshima erfuhr. Was in diesem Moment in dem überzeugten Pazifisten vorging, der einen entscheidenden Beitrag bei der Entwicklung dieser Waffe geleistet hatte, bleibt zwar ungewiss, ist aber vorstellbar.
Wie steht es nun mit Einsteins Schuld am Massensterben in Hiroshima und Nagasaki? Dass er mit seiner Relativitätstheorie und der daraus entstehenden Massengleichung einen theoretischen Grundstein zur Entwicklung der Waffe geleistet hatte, kann man ihm schlecht vorwerfen. Auch war er nicht direkt am Bau der Bombe beteiligt. Ein Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Franklin Roosevelt, beweist aber, dass Einstein bei der Entwicklung der Atombombe nicht bloß unbeteiligter Zuschauer war…
Welche Geister er mit seiner Gleichung E = mc² gerufen hatte, wurde Albert Einstein erst im Juli 1939 klar. „Daran hatte ich nicht gedacht,“ entfährt es ihm, als ihm die ungarischen Physiker Szilard und Wigner von der Möglichkeit der Spaltung des Urankerns und den sich daraus ergebenen Konsequenzen informieren. Verständlicherweise muss es für Einstein eine erschreckende Vorstellung gewesen sein, Hitler könne als Erster in den Besitz dieser vernichtenden Waffe gelangen.
So unterzeichnete Einstein kurz darauf den berühmten Brief an Präsident Roosevelt, in dem er ihn auf die Möglichkeit der Herstellung einer Atombombe aufmerksam machte. Ferner empfahl dieser Brief der Regierung der USA, in die Atomforschung zu investieren. Sicherlich war Einsteins Popularität ein maßgeblicher Faktor, der bewirkte, dass Roosevelt und seine Berater das Schreiben überhaupt ernst nahmen. Später versuchte Einstein, seine Rolle am Bau einer amerikanischen Atombombe zu relativieren: „Ich habe nur als Briefkasten gedient. Man hat mir einen fertigen Brief gebracht, und ich habe bloß unterschrieben.“ Später wurde allerdings in Einsteins Nachlass eine Vorversion des Briefes gefunden, an der er zumindest mitgeschrieben hatte.
Um 05:30 Uhr wurde dann am 16. Juli 1945 die erste Atombombe der Welt auf den Trinity-Testgelände in New Mexico gezündet. Dank großzügiger finanzieller und personeller Unterstützung hatte das sogenannte Manhatten-Projekt unter der Leitung von Julius Robert Oppenheimer zum Erfolg geführt. Die Sprengkraft der Bombe, die auf 20.000 Tonnen TNT geschätzt wurde, übertraf selbst die optimistischsten Erwartungen. Die Bombe verdampfte einen Stahlturm und hinterließ einen Krater von 400 Metern Durchmesser. „Der Krieg ist aus!“, da war man sich ganz sicher.
Albert Einstein war an der Entwicklung der Bombe in New Mexico nicht beteiligt gewesen – als Kommunistenfreund galt er als politisch unzuverlässig.
Die deutschen Forscher unter der Leitung von Werner Heisenberg waren zu diesem Zeitpunkt noch weit davon entfernt, eine funktionierende Bombe herzustellen. Seinen Brief an Roosevelt sollte Einstein mit folgenden Worten bedauern: „Wenn ich gewusst hätte, dass die Deutschen nicht mit Aussicht auf Erfolg an der Atomwaffe arbeiten, hätte ich nichts für die Bombe getan. … Ich beging einen großen Fehler als ich den Brief an Präsident Roosevelt unterschrieb, in dem ich die Herstellung der Atombombe empfahl.“ Oder, vielleicht noch eindeutiger: „Wenn ich wiedergeboren werde, werde ich Handwerker!“
Stand: 22.03.2001