Tiefdruckgebiete erfreuen sich nicht gerade großer Beliebtheit, bringen sie doch meistens Regen und schlechtes Wetter. Aber ohne sie hätten wir ein echtes Problem. Denn die Tiefdruckgebiete der mittleren Breiten sind ein notwendiger Teil des globalen Energietransportsystems. Da die Tiefs meist Regenwolken – im Winter auch Schneewolken – mitbringen, gibt es in den mittleren Breiten zu allen Jahreszeiten ausreichend Niederschlag. Und da die Tiefs mal im Westen oder Norden, mal im Süden oder Osten vorüber ziehen, wird der Niederschlag meist auch gleichmäßig verteilt.
Außerdem sorgen die Tiefs durch den horizontalen Transport von Wärme und Kälte dafür, dass selbst im heißesten Sommer irgendwann kalte Luft für Abkühlung sorgt und selbst der kälteste Winter irgendwann durch milde Luft aus Südwesten beendet wird. Dieser ständige Ausgleich sorgt in den mittleren Breiten für das gemäßigte Klima. Nicht umsonst sind alle großen Industrienationen in dieser gemäßigten Klimazone beheimatet. Das feuchte, aber milde Klima ermöglichte es in diesen Regionen, zunächst über Landwirtschaft und Handel Wohlstand anzusammeln. Im nächsten Schritt konnten dann dort Industrien entstehen.
Welche Folgen es hat, wenn die ausgleichenden Regenbringer längere Zeit ausbleiben, zeigen die extremen Dürren und Hitzewellen im Sommer 2010 in Russland und 2011 im Süden der USA. Vor allem in Russland grassierten wegen der anhaltenden Trockenheit schwere Waldbrände, Moskau war zeitweilig von dichtem Rauch vernebelt. Aber auch Mitteleuropa litt 2003 unter einem Jahrhundertsommer mit Dauerhoch. Das war zwar gut für badehungrige Touristen, aber schlecht für Landwirte, Kraftwerke und die Binnenschiffer. Denn ihnen fehlte das wertvolle Nass.
Nadja Podbregar
Stand: 17.08.2012