Der „Marsianer“ Watney hat Glück im Unglück: Denn der Staubsturm, der ihn fast umbringt und seine Kollegen in die Flucht jagt, lässt das Habitat der Astronauten nahezu unbeschädigt. Damit hat er nicht nur eine beheizte Unterkunft, sondern auch genügend Sauerstoff, Wasser und – dank der großen Solarsegel – Strom, um eine Weile zu überleben.
Leichtbau, aber stabil
Das Habitat der fiktiven Ares-3 Mission besteht im Prinzip aus einer großen, aufblasbaren Kuppel mit mehreren kleineren Kammern oder Modulen am Rand. In der Mitte liegt der große Wohn- und Arbeitsraum. Das flexible, dünne, aber extrem widerstandfähige Material der Habitathülle schützt Watney nicht nur vor Kälte und Strahlung, er zweckentfremdet es auch mehrfach, um mit den stabilen Streifen Lasten zu befestigen oder sich eine mobile Schlafkammer zu bauen.
Damit es im Film realistisch aussieht, holte sich Regisseur Ridley Scott Nachhilfe bei der NASA: „Wir haben Scott im Johnson Space Center herumgeführt und ihm gezeigt, wie solche Weltraumhabitate aussehen könnten, wo man Essen kocht, wie die Rover aussehen und wie sie funktionieren“, erzählt Jim Green, NASA-Direktor für Planetenforschung und Berater beim Film „Der Marsianer“.
Kuppelzelt mit festen Modulteilen
Die Bauweise des fiktiven Marshabitats ist nicht unrealistisch. Denn die begrenzte Kapazität der Mars-Raumschiffe erfordert ein System, das sich möglichst platzsparend transportieren lässt. Das Projekt Mars One hat bereits eine ziemlich ähnliche Unterkunft für seine Astronauten geplant. Sie wird von einem speziellen Lander auf die Marsoberfläche gebracht und mit Hilfe von robotischen Rovern aufgebaut.
Das Mars One-Habitat ist in verschiedene Module unterteilt – aus Sicherheitsgründen. Bekommt ein Modul ein nicht mehr zu stopfendes Leck, kann es versiegelt werden und der Rest bleibt bewohnbar. Die Landesonde selbst bleibt Teil des Habitats und enthält die „nassen“ Räume wie die Duschen und die Küche. Den Rest der Inneneinrichtung – Raumteiler, elektrische Leitungen und anderes – müssen die Astronauten nach ihrer Landung selbst zusammenbauen, die Einzelteile dafür hat der Habitatlander ebenfalls bereits mitgebracht.
Tests im Eis und unter Wasser
Die Raumfahrtbehörde NASA hat noch kein definitives Design für ein Marshabitat veröffentlicht. Sie konzentriert sich im Moment eher darauf, einzelne Komponenten der Lebenserhaltungssysteme zu optimieren und zu testen. In ersten Entwürfen bestehen ihre Habitate aber ebenfalls meist aus einer Kombination von festen Lander-Hüllen und ausblasbaren Modulen.
Gleichzeitig führt die NASA Analog-Missionen durch, bei denen „Astronauten“ monatelang in der Antarktis, auf dem Mauna Loa, in der Wüste Arizonas oder unter Wasser in Habitaten leben und unter so marsähnlichen Bedingungen wie möglich wissenschaftliche und technische Aufgaben erfüllen müssen.
In der Antarktis wurde beispielsweise getestet, wie gut ein aufblasbares Mondhabitat von den Teilnehmern transportiert und zusammengebaut werden konnte. Bei den gemeinsam mit der ESA durchgeführten Unterwassertests der jährlichen NEEMO-Missionen geht es vor allem um simulierte Raumspaziergänge, Raumanzüge und die Kommunikation unter erschwerten Bedingungen.
Die ESA und die russische Raumfahrtagentur Rokosmos konzentrierten sich in ihrer Analog-Mission Mars-500 dagegen eher auf psychische Aspekte: Wie verändern sich Menschen, wenn sie eineinhalb Jahre auf engem Raum zusammen eingesperrt sind? Und was tut dies mit ihrer psychischen Verfassung und ihrem Zusammenleben?
Nadja Podbregar
Stand: 08.10.2015