Eigentlich müssten Hummeln und andere Insekten vom Himmel fallen. Diese Hypothese formulierten Forscher in den 30er Jahren als sie gerade erst begannen, die aerodynamischen Prinzipien des Fliegens zu verstehen.
Ausgehend von ihren Erfahrungen mit starrflügeligen Flugzeugen war es von der Aerodynamik her einfach nicht zu erklären, wie es die Insekten schafften, ihr gesamtes Körpergewicht scheinbar so mühelos in die Luft zu befördern und dort auch noch zu halten. Nach den Berechnungen der Ingenieure reichte der Auftrieb, den sie mit ihrem Flügelschlag erzeugten, bei weitem nicht aus. Normalerweise produzieren Flügel Auftrieb, weil die Luft schneller über ihre gewölbte Oberseite als unter ihnen hindurchströmt. Ein Unterdruck an der Oberseite und damit ein Sog ist die Folge. Dieser Auftrieb ist um so größer, je länger die Flügel sind und je schneller die gleichzeitige Vorwärtsbewegung des Flugobjekts ist.
Doch die Hummel hat nicht nur Flügel, die im Verhältnis zu ihrem Körper viel zu kurz sind, sie fliegt auch noch zu langsam. Ihr Auftrieb dürfte daher eigentlich nicht ausreichen, um ihr Gewicht in der Luft zu halten. Dummerweise konnte niemand ernsthaft bezweifeln, das Insekten, Vögel und andere Tiere eindeutig flogen – und das völlig unbeeindruckt von der schockierenden Entdeckung der Ingenieure. Irgend etwas Entscheidendes mussten sie offensichtlich übersehen haben, doch was? Wo lag der Trick?
Schon für einen zufälligen Beobachter ist es offensichtlich, dass ein Insekt nicht so fliegt wie ein Flugzeug: Hier starre Tragflächen ohne Bewegung, dort heftiger Flügelschlag mit schnellen, kaum mehr voneinander unterscheidbaren Drehungen und Verwindungen. Dennoch glaubte man lange Zeit, dass beide dem gleichen Prinzip folgen, den so genannten Steady-State-Bedingungen. Diese gehen davon aus, dass die Luftströmung über den Flügel und die daraus resultierenden Auftriebskräfte unter gleichen Bedingungen auch konstant bleiben.