Die Menschen aus dem Umland strömen scharenweise in die neugegründeten Städte. Die meisten von ihnen sind Bauern und sie machen sich große Hoffnungen, dass auf dem fruchtbaren Boden des Zweistromlandes („fruchtbarer Halbmond“) eine ertragreiche Landwirtschaft möglich ist.
Durch die Ausweitung, Bearbeitung und Bewässerung der Ackerflächen werden die Erträge immer umfangreicher. Der Überschuss der Ernten wird in den Städten gesammelt, was wiederum das Anwachsen der städtischen Bevölkerung hervorruft.
Es entstehen neue Berufszweige, die es ermöglichen, sich von der Landwirtschaft und der damit verbundenen körperlichen Arbeit loszulösen. Handwerk, Handel und Dienstleistungen werden ausgebaut und differenzieren sich immer weiter. Mit der Zeit werden es immer weniger Bauern in der Stadt. Vor allem die Handwerker prägen nun die Bevölkerungsstruktur der Stadt. Viele von ihnen arbeiten im Tempeldienst, andere sind selbständig. Aber auch der Handel und vor allem das Kreditwesen sind von großer Bedeutung für die Stadt.
Die starke Arbeitsteilung und -spezialisierung führt innerhalb von kurzer Zeit zu einer Gliederung der Gesellschaft in Gruppen und Schichten. Der anfangs hohe Stellenwert verwandtschaftlicher Beziehungen verliert zugunsten der sozialen Verbindungen an Bedeutung. Von nun wird das Gruppenzugehörigkeitsgefühl vor allem von beruflichen Merkmalen beeinflusst. Besonders ausgeprägt ist diese Zusammengehörigkeit bei Handwerkern – sie schließen sich in Handwerksgruppen, eine Art Gilde, zusammen und wohnen teilweise alle innerhalb bestimmter Stadtbezirke.
Durch den bis vorher nie gekannten Wohlstand und ein riesiges Waren- und Dienstleistungsangebot in der Stadt wandelt sich die ganze Lebensform der Bewohner von Ur und unterscheidet sich enorm von der der Landbevölkerung. Jetzt können die Menschen sich den Kauf von Luxusgütern endlich leisten, und so ihren Reichtum auch nach außen hin zeigen. Dieser neuerworbene Wohlstand zeigt sich auch in der Bauweise und Ausstattung der Häuser, in der Mode, im Schmuck und im Kauf von Sklaven.
Stand: 24.06.2001