Nach dem Ausscheiden von Zeit und Zellzahl blieb die Dimension als Maß der Größe übrig. Doch die Frage bleibt bis heute bestehen, wie Zellen und Gewebe diese wahrnehmen. Seither beschrieben Wissenschaftler in verschiedenen Zusammenhängen – in Leber oder Niere und bei der Entwicklung von Zähnen oder Federn – lösliche Moleküle, deren Identität mitunter noch rätselhaft ist. Jede Zelle, die entsteht, könnte einen solchen löslichen Zähler produzieren, der sich im Gewebe ansammelt und ab einer gewissen Konzentration die weitere Größenzunahme stoppt.
Nährstoffversorgung entscheidend
„Was die Größe von Fliege und Mensch in jedem Fall beeinflusst“, sagt Teleman, „ist die Versorgung mit Nahrung.“ Er nimmt ein kleines Glasgefäß vom Tisch, das mit einem Stopfen verschlossen ist. Fruchtfliegen sitzen innen an der Glaswand und auf der bräunlichen Masse am Boden des Gefäßes. „So halten wir sie“, sagt er. „Wenn es ihnen darin zu voll wird, kann es passieren, dass die neue Fliegengeneration nur halb so groß ist wie die der Eltern. Die Versorgung mit Nährstoffen ist entscheidend, und die Reaktion des Körpers darauf, ob genügend Nahrung vorhanden ist oder nicht, wird durch Insulin vermittelt.“
Begrenzung auch bei Tumoren
Die begrenzte Versorgung mit Nährstoffen ist wahrscheinlich auch der einzige Faktor, der das Wachstum von Tumoren begrenzt. Solange genügend Nährstoffe vorhanden sind, „gibt es für einen Tumor keine endgültige Größe. Er ist eine Masse sich teilender Zellen, er wächst und wächst und wächst“, so Teleman. Krebs ist aber nicht allein die Folge ungebremsten Wachstums. „Zuerst einmal müssen Zellen entarten, um sich ungehemmt zu vermehren“, sagt Teleman. Er geht nicht davon aus, dass das Wachstum der wichtigste Schritt bei der Entstehung von Krebs sei. Mehrere Teilschritte müssten sich vollziehen, die anscheinend gleich wichtig seien.
Katja Reuter / einblick – Die Zeitschrift des Deutschen Krebsforschungszentrums
Stand: 31.07.2009