Kiel, tief unter der Universitätsklinik der Stadt. Hier reiht sich ein gewaltiger Gefrierschrank an den anderen, minus 20 Grad herrscht in ihnen. Ihr kostbarer Inhalt: die größte nationale Biobank „popgen“ . Sie enthält Blutproben von knapp 3.000 „fitten Alten“, Menschen von 92 und mehr Jahren, die für ihr Lebensalter erstaunlich rüstig geblieben sind.
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Sequenzierroboter auf Rasterfahndung
Die Biobank und ihre freiwilligen Blutspender sind Teil des „Methusalem-Projekts“, einer Initiative der Forschungsgruppe Gesundes Altern am Institut für Klinische Molekularbiologie der Universität Kiel. Ziel des Projekts ist die Suche nach genetischen Faktoren für Langlebigkeit. Die Vorgehensweise ist systematisch und hochtechnisiert. Mit Hilfe der „Hochdurchsatz-Technologie“ durchforsten hier modernste Sequenzierroboter in kürzester Zeit die aus den Blutproben isolierte DNA. Und nicht nur gesamte Gene gehen bei dieser „Rasterfahndung“ ins Netz. Die Wissenschaftler können heute selbst Variationen in nur einem Basenpaar, so genannte Einzelbasenpolymorphismen oder SNPs, aufspüren und vergleichen.
„Nachdem wir seit der Entzifferung des menschlichen Genoms im Jahr 2001 den Bauplan des Menschen vorliegen haben, können wir nun tausende Individuen miteinander vergleichen“, erklärt Stefan Schreiber, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie an der Universität Kiel. Einen ersten Erfolg konnten die Forscher bereits für sich verbuchen: Sie belegten, dass ein zweites, neu entdecktes Langlebigkeitsgen nicht nur bei Japanern, sondern auch bei Europäern vorkommt.