Angesichts des steigenden Bedarfs nach einigen Hightech-Metallen stellt sich die Frage, wie es mit den entsprechenden Ressourcen aussieht. Müssen wir künftig womöglich mit einer Knappheit dieser teilweise seltenen Rohstoffe rechnen?
Versorgungsrisiko hängt von mehreren Faktoren ab
Die Antwort darauf ist vielschichtig: „Die Kritikalität ist nicht nur von der geologischen Häufigkeit abhängig, sondern auch von einer Reihe anderer Faktoren wie der Ersetzbarkeit dieses Rohstoffs, dem Ausmaß der geopolitischen Konzentration der Erzvorkommen, dem Status der Bergwerkstechnologie, der regulatorischen Kontrolle, der Stabilität der Regierungen im Förderland und ihrer Wirtschaftspolitik“, erklären Thomas Graedel von der Yale University und seine Kollegen. Sie haben vor einigen Jahren für 62 Metalle und metallische Verbindungen untersucht, wie hoch das aktuelle Risiko für Nachschubschwierigkeiten ist.
Dabei zeigte sich: Ein Faktor, der die Versorgungssicherheit mit Metallrohstoffen stark beeinflusst, ist die Verteilung der Lagerstätten. Denn gerade viele Hightech-Metalle kommen weltweit nur in bestimmten Gebieten vor und dort meist auch nur als Beiprodukt anderer Metalle. Klassisches Beispiel dafür sind die Seltenerd-Metalle: 90 bis 95 Prozent davon kommen aus China, so dass dieses Land nahezu ein Monopol auf die Lieferung dieser Metalle und auch vieler Produkte aus diesen Rohstoffen hat.
Monopol nur weniger Förderländer
Diese Konzentration hat in den vergangen Jahren schon häufiger zu Nachschub-Problemen geführt. So beschränkte China im Jahr 2010 den Export von Seltenerd-Metallen, weil es einen Großteil davon in der heimischen Produktion benötigte. Als Folge explodierten die Preise für Neodym, Yttrium, Terbium, Lanthan, Cer und Europium auf dem Weltmarkt und es kam zu Versorgungsengpässen. Erst nach einer Klage der EU und UA bei der Welthandelsorganisation WTO hob China diese Beschränkungen teilweise wieder auf.
Auch bei einigen anderen Metall-Rohstoffen gibt es solche Monopole. So stammen rund 73 Prozent des Platins aus Südafrika, 80 Prozent des Magnesiums dagegen aus China, ebenso wie knapp 70 Prozent des Eisenerzes und des Germaniums. Das für Akkus nötige Lithium stammt dagegen zum größten Teil aus Chile und Australien.
Insgesamt dominieren nur neun Länder den Weltmarkt der mineralischen Rohstoffe, wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Anfang 2020 berichtete: Ganz vorn rangiert China, gefolgt von Brasilien, Australien und Russland. Dahinter folgen die USA, Kanada, Indien, Südafrika und Chile. „In diesen neun Ländern werden 66 Prozent des Wertes der weltweiten Bergbauproduktion und 68 Prozent der Raffinadeproduktion erwirtschaftet“, so die BGR. „Zusätzlich verfügen diese Staaten über 71 Prozent der Rohstoffreserven und 67 Prozent der Ressourcen.“
Konfliktminerale aus politisch instabilen Regionen
Ein hohes Versorgungsrisiko gibt es auch bei Rohstoffen, die primär aus politisch instabilen Regionen und Ländern kommen. Ein Beispiel dafür ist Tantal. Dieses unter anderem für Smartphones nötige Metall wird laut BGR inzwischen zu 30 Prozent in der Demokratischen Republik Kongo gefördert, einen ähnlich hohen Anteil hat Ruanda. Bei dem für Lithium-Ionen-Akkus nötigen Kobalt liegt der Weltmarktanteil der DR Kongo bei mehr als 60 Prozent.
Das Problem dabei: In diesen Ländern werden die Metalle größtenteils im Kleinbergbau unter sozial und ökologisch fragwürdigen Bedingungen gewonnen. So kommt Kinderarbeit häufig vor und die Gewinne des Erzabbaus werden oft zur Finanzierung gewalttätiger Konflikte genutzt. Das tantalhaltige Mineral Coltan beispielsweise gilt als treibende Kraft hinter dem anhaltenden Bürgerkrieg im Kongo und wird daher als „Konfliktmineral“ eingestuft.