Warum aber ist es überhaupt so schwierig, die Akteure der Größenkontrolle zu fassen? Was hindert uns daran, die Prinzipien zu verstehen und lückenlos aufzuklären? Nach Meinung von Aurelio Teleman liegt das daran, „dass die Kontrollmechanismen, die die Größe regulieren, an anderen lebenswichtigen biologischen Vorgängen beteiligt sind. Schalten wir einen solchen Faktor in einem Tierexperiment aus, wird das Tier sterben. Ob der Faktor für die Steuerung der Größe wichtig ist, bleibt dann ungeklärt.“
Pflanzen wie Mais oder Kartoffel haben die Wissenschaft denn auch gelehrt, dass selbst ein erfolgreich erprobtes Prinzip der Größenkontrolle zur Sackgasse werden kann: Zwar lassen sich Kulturpflanzen vergrößern, indem Forscher diese Gewächse mit der zwei- oder vierfachen Menge des Erbguts ausstatten, doch lässt sich der Ertrag auf diese Weise nicht unbegrenzt steigern. Bei Maispflanzen, die vier- oder sechsmal soviel Erbinformationen enthalten wie freilebende Exemplare, kehrt sich der Effekt um – sie besitzen mickrige Gestalten.
Auch auf nahe liegende Schlussfolgerungen ist daher nur bedingt Verlass – so einfach hat die Natur wohl nicht „gedacht“. Bis der Mensch das Geheimnis der Größe und ihrer Regulation komplett durchschaut hat und gezielt manipulieren kann, wird es wohl noch eine bisschen dauern. Wissenschaftler wie Aurelio Teleman aber lassen sich davon nicht entmutigen und forschen weiter.
Katja Reuter / einblick – Die Zeitschrift des Deutschen Krebsforschungszentrums
Stand: 31.07.2009