77° südliche Breite, 161 Grad östliche Länge: Das Wright Valley in der Antarktis. Die Ross-Insel mit dem 3.794 Meter hohen Vulkan Mount Erebus liegt gleich vis-a-vis. Bis minus 70° Celsius kalt wird es hier im Winter und auch im Sommer erreichen die Temperaturen nur selten leichte Plusgrade. Doch das interessiert Donald Roe und John Hickey nur wenig, als sie am 11. Oktober 1961 in ihrem Helikopter der U.S. Navy mit lautem Getöse durch das Tal an der Küste des McMurdo-Sounds donnern.
Eisfreies „Trockental“
Der Hubschrauber ist die Vorhut einer Feld-Expedition, die das 60 Kilometer lange und knapp zehn Kilometer breite Wright Valley näher erkunden soll. Denn es handelt sich dabei um eine ausgesprochene Kuriosität: Obwohl das Tal inmitten der Südpolregion liegt, ist es schon seit Millionen Jahren eisfrei. Das Klima hier ist einfach zu trocken für eine Schnee- oder Eisbildung. Wissenschaftler sprechen deshalb auch von einem Trockental. Entsprechend exotisch präsentiert sich hier die Natur und auch für Geowissenschaftler ist Wright Valley ein einzigartiges überdimensionales Forschungslabor.
Das merken auch die beiden Marine-Offiziere an Bord des Hubschraubers schnell. Zwischen bizarren und zerklüfteten Felsformationen stoßen sie auf ein Phänomen, mit dem sie nicht gerechnet haben: Einen See. Er ist zwar nur winzig und extrem seicht, aber dafür mit flüssigem Wasser gefüllt – und das bei Temperaturen von minus 25 °C und mehr.

Erstaunliche Lebenswelt…
Ein Team um George H. Meyer vom U.S. Antarctic Research Program (USARP) macht sich sofort auf den Weg, um den See – der nach den beiden Hubschrauberpiloten Don Juan Pond genannt wird – näher unter die Lupe zu nehmen. Die Polarforscher ziehen in den nächsten drei Monaten bei mehreren Exkursionen immer wieder Proben, die anschließend im Labor sorgfältig ausgewertet werden. Die Ergebnisse sind erstaunlich: Denn in dem seichten Tümpel fernab der menschlichen Zivilisation existiert eine einzigartige Lebenswelt aus Pilzen, Bakterien und Blaualgen.