In der Welt der Wanzen entwickelten sich Pflanzenfresser sowie karnivore Vertreter. Die Bettwanze (Cimex lectularius) hingegen hat eine ganz andere Nahrungsquelle für sich erschlossen: Sie ernährt sich von menschlichem Blut. Doch das war nicht immer so: Ursprünglich speisten die blutsaugenden Insekten an Fledermäusen. Wie kam es also zu dem veränderten Speiseplan?
Nächtlicher Besuch
Bettwanzen gelten als lästige Plagegeister: Am Tag sind sie nicht zu sehen und lauern in Matratzen von Hotelzimmern und Wohnungen. Sobald aber die Dunkelheit einbricht, trauen sie sich aus ihrem Versteck und werden umso aktiver. Haben sie eine Beute gefunden, locken sich die Wanzen mittels Geruchsstoffen gegenseitig an und bilden größere Ansammlungen.
Dann beginnt das nächtliche Saugen: Eine Bettwanze benötigt bis zu zehn Minuten, um ihre blutige Nahrung aufzunehmen, deren Menge das Siebenfache ihres Ausgangsgewichts erreichen kann. Die erwachsenen Insekten sind anfänglich papierdünn und erreichen im vollgesogenen Zustand eine Körpergröße von bis zu neun Millimetern.
Die Wanzen sind behaart und von rotbrauner Farbe. Durch ihre zurückgebildeten Vorderflügel, die fehlenden Hinterflügel und den flachen Körperbau gelangen sie besonders gut in enge Zwischenräume, wo sie sich nach ihrem Blutmahl ins Dunkle zurückziehen. Am nächsten Morgen machen sich dann nur noch die Spuren der hartnäckigen Blutsauger
bemerkbar: Heftig juckende, rote Quaddeln auf der Haut zeugen von dem nächtlichen Blutmahl.
Die schlechte Nachricht: Die sechsbeinigen Blutsauger breiten sich vermehrt auch bei uns aus, weil sie zum Beispiel durch Reisen in südliche Länder immer häufiger nach Deutschland eingeschleppt werden. In Großstädten entwickeln sich bei einigen Bettwanzen bereits Resistenzen gegen Insektizide.
Plagegeister der Vergangenheit
Und das Blutsaugen gibt es nicht erst seit der Neuzeit: Die bisher ältesten fossilen Funde der Cimicidae – die Familie der Bettwanzen – stammten aus Ägypten. Dort wurden 1999 die 3.500 Jahre alten Überreste solcher Blutsauger entdeckt. In den Paisley-Höhlen in Oregon stießen die Archäologen um Dennis Jenkins und Martin Adams von der University of Oregon auf die noch älteren Überreste von gleich drei verschiedenen Bettwanzen-Arten.
Das Alter ihrer Funde schätzten die Forscher auf 5. 500 bis 11.000 Jahre. Damit sind sie die bei weitem ältesten bekannten Verwandten der gemeinen Bettwanze Cimex lectularius. Doch im Gegensatz zu der Bettwanze, die heute uns Menschen auflauert, hatten die drei fossilen Bettwanzen-Arten Cimex pilosellus, Cimex latipennis und Cimex antennatus eine andere Beute im Visier: Sie saugten offenbar ausschließlich das Blut von Fledermäusen.
Warum aber saugen heute einige Arten der Bettwanzen menschliches Blut? Zu jener Zeit lebten die Menschen in Europa, Asien und Afrika noch vorwiegend in Höhlen und teilten sich diesen Lebensraum häufig mit Fledermäusen, die erste Beute der winzigen Räuber. Forscher vermuten, dass während dieser engen Koexistenz die Bettwanzen irgendwann auf den Menschen als Wirt übergingen – und das bis heute. Die Arten in den Paisley-Höhlen haben diesen Sprung von der Fledermaus auf den Menschen noch nicht vollzogen.