Ratten sind von uns Menschen nicht unbedingt gern gelitten. Nicht umsonst gilt „Du Ratte!“ als Schimpfwort, ein „Rattenloch“ als schlimme Behausung und unleidige Dinge bringen einen Rattenschwanz an Problemen mit sich. Ihren Ursprung hat die tief verwurzelte Abneigung gegen Ratten unter anderem darin, dass die Tiere als Überträger zahlreicher Krankheiten gelten.

Wandelnde Keimherde?
In der Tat können Wanderratten mit ihrem Speichel, Kot und Urin rund 120 Infektionskrankheiten übertragen, wie das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit informiert. Dazu gehören Typhus und Cholera ebenso wie Trichinose, Toxoplasmose und das Hantavirus. Die Ratten nehmen diese Erreger zum Beispiel auf, wenn sie durch menschliche Fäkalien streifen oder in Abfall wühlen. Doch sie selbst erkranken als sogenannte Vektoren meist nicht, sondern geben die Viren und Bakterien lediglich weiter.
Obwohl Ratten so viele Erreger in sich tragen, sind es aber womöglich nicht erheblich mehr als bei anderen Säugetieren, wie einzelne Studien nahelegen. Was die von Ratten transportierten Bakterien und Viren allerdings potenziell gefährlich macht, ist der Fakt, dass viele dieser Erreger an die Infektion von Menschen angepasst sind und deshalb leicht auf uns überspringen und zu schweren Krankheitsverläufen führen können.

Pest als Imageschaden
Die berüchtigtste Krankheit, bei deren Verbreitung Ratten eine wichtige Rolle gespielt haben, ist die Beulenpest – der „Schwarze Tod“. Die mit ihr einhergehenden eitrigen Schwellungen entlang der Lymphknoten („Beulen“) führen zusammen mit anderen Symptomen in 40 bis 60 Prozent der Fälle zum Tod. Verursacher der Pest ist das Bakterium Yersinia pestis – einer von vielen Erregern, den Ratten in sich tragen können, auch wenn dies in Deutschland heute nicht mehr der Fall ist. Werden die Nager von Rattenflöhen (Xenopsylla cheopis) gebissen, nehmen diese mit dem Rattenblut auch das Bakterium auf und können es wiederum an Menschen weitergeben.