Am 29. August heisst es dann für die Flotte Segel setzen und auf nach Portugal. Verheerende Stürme, dann wieder endlose Flauten während der Überfahrt führen dazu, dass der Proviant nicht reicht und viele Matrosen an der Geißel der Seefahrt, dem Skorbut erkranken. Hunger und Durst – die Qualen für die Seeleute sind unbeschreiblich. Als Vasco da Gama und seine Männer schließlich in Malindi angekommen, ist die Anzahl der Matrosen bereits beträchtlich geschrumpft.
Der Generalkapitän beschließt deshalb, eines der Schiffe, die Santa Raphael, zu opfern und lässt sie vor der Küste Afrikas verbrennen. Nur das Flaggschiff, die Santa Gabriel, und die Berrio stechen später wieder in See. Und noch einmal kehrt das Leid an Bord zurück. Die Männer sterben wie die Fliegen. Nur mit Mühe erkämpfen sich die beiden Karavellen ihren Weg um das Kap der Guten Hoffnung und dann die afrikanische Westküste entlang nach Norden Richtung Lissabon.
Am 10. Juli 1499 kehrt schließlich die Berrio als erstes Schiff der Flotte nach Hause zurück. Nicolas Coelho und seine wenigen verbliebenen Männer werden im Hafen von Lissabon begeistert gefeiert. Vasco da Gama allerdings kann den Triumpf noch nicht genießen. Sein Bruder Paulo ist nahe der Heimat erkrankt und liegt auf den Azoren im Sterben. Der Generalkapitän bleibt bis zum Ende bei ihm und kommt deshalb erst Anfang September in der Hauptstadt Portugals an.
Von der Bevölkerung wird ihm dort aber ein Empfang bereit, der alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Auch der König zeigt sich spendabel. Er überhäuft den neben Kolumbus vielleicht wichtigsten Entdecker und Seefahrer seiner Zeit mit Ordenstiteln, Wappen und Pensionen. Der Admiral der Meere, wie sich Vasco da Gama ab dem Zeitpunkt nennen darf, wird zum Nationalhelden Portugals.
Mut, Tapferkeit, Energie, aber auch gnadenlose Brutalität gegen sich, seine Mannschaft und alle Feinde zeichnen den Mann aus, der Portugal Ende des 15. Jahrhunderts die Vorherrschaft auf den Meeren der Welt sichert. Aber so erfolgreich die Entdeckungsreise auch war, sie forderte auch einen hohen Tribut. Nur gut 60 der fast 200 Männer der Flotte überleben die mörderische Fahrt, die Suche nach dem Seeweg nach Indien.
Stand: 26.06.2001