Das Gehirn von Menschen mit Autismus weist eine Vielzahl von Besonderheiten auf. So scheint unter anderem die funktionelle Konnektivität verändert zu sein. Unterschiedliche Hirnbereiche sind bei Autisten anders miteinander verknüpft als bei Nicht-Autisten, wie Untersuchungen zeigen. Je nachdem, welche Regionen von der Entwicklungsstörung betroffen sind, offenbart sich dies in ganz unterschiedlichen Auffälligkeiten in Intelligenz, Sprache, Bewegung und Verhalten. Doch woher rühren diese Auffälligkeiten?
Die Ursachen des Autismus waren lange Zeit rätselhaft und sind es noch immer in Teilen. Diese Unwissenheit hat in der Vergangenheit zu den abstrusesten Erklärungsversuchen geführt. So war in den 1950er und 60er Jahren die Ansicht verbreitet, die sozialen und emotionalen Defizite autistischer Kinder kämen durch die emotionale Kälte ihrer Eltern zustande. Mütter von Autisten wurden damals oft als Kühlschrankmütter bezeichnet. Ihre lieblose Erziehung und mangelnde Zuwendung sollten schuld daran sein, dass sich ihre Zöglinge nicht normal entwickelten.
Die Rolle der Gene
Zum Glück müssen sich Eltern autistischer Kinder solche Vorwürfe heute nicht mehr anhören. Inzwischen ist bekannt, dass vor allem das Erbgut eine entscheidende Rolle für die Entstehung der Entwicklungsstörung spielt. Dabei scheint es das eine Autismus-Gen allerdings nicht zu geben. Vielmehr sind offenbar eine Vielzahl unterschiedlicher Genombereiche beteiligt. Studien legen zudem nahe, dass insbesondere epigenetische Veränderungen das Risiko für Autismus beeinflussen – DNA-Modifikationen, die steuern, wie Gene abgelesen werden.
Der Veranlagung kommt ohne Frage eine wichtige Bedeutung zu. Forscher sind sich jedoch einig, dass daneben auch Umwelteinflüsse eine Rolle spielen. Diskutiert wird in diesem Zusammenhang unter anderem die vorgeburtliche Belastung mit Pestiziden, PCB, Schwermetallen und Feinstaub – Schadstoffen, die die Gehirnentwicklung des Ungeborenen im Mutterleib beeinflussen könnten.
Infektionen im Blick
Darüber hinaus stehen Erkrankungen der Mutter während der Schwangerschaft im Verdacht, Autismus zu fördern – zum Beispiel Röteln- und Herpesinfektionen. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente wie Antidepressiva durch die werdenden Mütter scheint mit einem gehäuften Auftreten von Autismus in Verbindung zu stehen.
Bei all diesen potenziellen Einflussfaktoren ist allerdings noch nicht abschließend geklärt, ob hier tatsächlich ein ursächlicher Zusammenhang existiert. Eines aber wissen Mediziner mit hundertprozentiger Sicherheit: Die Masern-Impfung hat mit dem Risiko für Autismus rein gar nichts zu tun.