Ohne die Vögel gäbe es heute keine Luftfahrt. Angefangen bei Leonardo da Vinci über Luftfahrtpioniere wie Otto Lilienthal und die Gebrüder Wright bis hin zu den Flugzeugkonstrukteuren unserer Tage – immer wieder ging und geht der Blick der Wissenschaftler ins Tierreich. Bei Albatrossen, Fledermäusen und Kolibris, bei Libellen und Heuschrecken suchen sie nach neuen Techniken und Tricks, um die bestehenden Konstruktionen immer besser, immer schneller, wendiger oder sparsamer zu machen.
Schon der Franzose Félix du Temple hatte Mitte des 19. Jahrhunderts bemerkt, dass Vögel mit großer Flügelspannweite weite Strecken im Gleitflug ohne Flügelschlag segelten, und dass sie dabei den vorderen Flügelrand leicht anhoben. Du Temple schloß daraus, dass nicht der Flügelschlag als solcher, sondern vielmehr die Form der Flügel für das Fliegen entscheidend sein müsse. Er konstruierte das erste motorisierte Flugzeugmodell der Welt und meldete den „Apparat für die Fortbewegung in der Luft durch Nachahmung des Vogelfluges“ 1857 als Patent an.
Etwa zur gleichen Zeit ließ sich der Seemann Jean-Marie Le Bris vom Segelflug der Albatrosse inspirieren und baute ein leichtes Luftschiff, dass wie eine Art Boot mit zwei langgestreckten Flügeln, aussah. Mithilfe von Hebeln und Tauen ließ sich schon bei diesem ersten Modell der Anstellwinkel der Flügel verändern. 1859 gelang es Le Bris damit zum ersten Mal weltweit, mit einem Apparat „schwerer als Luft“ abzuheben.
Auch Otto Lilienthal, einer der bekanntesten Luftfahrtpioniere, setzte die Erforschung des Vogelflugs vor die Konstruktion einer Nachahmung. In seinem Werk „Der Vogelflug als Grundlage der Flugkunst“, schrieb er 1889: „Nicht unser Wunsch allein soll es sein, den Vögeln ihre Kunst abzulauschen, nein, unsere Pflicht ist es, nicht eher zu ruhen, bis wir die volle wissenschaftliche Klarheit über die Vorgänge des Fliegens erlangt haben.“ Er erkannte als erster die aerodynamischen Eigenschaften von gewölbten Tragflächen und führte bereits frühe Strömungsversuche durch.
Stand: 21.03.2002