Muren, Hangrutschungen, Steinschläge – Katastrophenmeldungen dieser Art hören wir all zu oft. Besonders aus den Alpen scheinen sich die Meldungen zu häufen.
Tatsächlich ist es so, dass der abschmelzende Permafrost riesige Mengen von Schutt und Lockermaterial freisetzt. Sobald das Eis als „Kitt“ verschwunden ist, hat die Erosion ein leichtes Spiel. Bei extremen Unwettern lösen sich die Schuttpakete von den Flanken der Hänge und werden zu zerstörerischen Schlammlawinen. Permafrost hat bereits ein Drittel aller Murgänge in den Alpen ausgelöst.
Man hat die Bedeutung des Permafrosts in den Gebirgen der mittleren Breiten lange unterschätzt. Mit zunehmender Klimaerwärmung wird sich die Situation noch weiter verschärfen. Die Grenze zum Dauerfrostboden zieht sich in immer höhere Lagen zurück und schon in 50 Jahren könnten die meisten Permafrostböden für immer verloren sein.
Dem Berg macht es an sich nicht so viel aus, wenn seine Hänge sich Richtung Tal verabschieden – solche Ereignisse sind für ihn Alltag. Dem Menschen allerdings verursacht es um so mehr Kopfzerbrechen. Er ist es, der sich gegen diese Naturgewalten schützen muss. Bis an die Grenzen des Möglichen ist jeder Winkel der Alpen genutzt, ob als Weide, Skihang, Wanderpfad oder einfach als Siedlungsfläche. Die Übernutzung beschleunigt den Prozess noch durch Zerstörung von schützenden Vegetationsdecken oder Errichtung von Gebäuden im Permafrost. In der Schweiz sind allein 300 Seilbahnen im Permafrost verankert. Sollte dieser abschmelzen und nachgeben, sieht es schlecht aus für die Skifahrer.
Inzwischen wird die Verteilung und Mächtigkeit des Permafrosts auch in den Europäischen Hochgebirgen intensiv erforscht. Ziel ist es, ähnlich wie bei Lawinen Gefahrenzonen zu bestimmen, die von der Nutzung durch den Menschen verschont bleiben. Naturkatastrophen lassen sich so zwar nicht verhindern, aber vielleicht ihre verheerenden Folgen begrenzen.
Stand: 27.02.2002