Lebensräume

Der „blanke Hans“ und seine Folgen

Der Sand wird immer weniger...

© NOAA

Eine Bedrohung für den Lebensraum Nordsee und Wattenmeer ist kaum zu beeinflussen und unberechenbar – die Sturmflut.

Sturmfluten werden durch auflandigen Sturm und Windstau erzeugt. Sie weichen vom mittleren Hochwasserstand ab und führen zu Überflutungen.

Eine der schwersten Sturmfluten ereignete sich 1362. Bei der zweiten „Marcellusflut“ kamen bis zu 100.000 Menschen ums Leben, 30 Dörfer und viele Inseln – darunter auch der wichtigste mittelalterliche Ort der Region Rungholt – versanken in der Nordsee. Die gesamte Nordseeküste wurde durch die Naturgewalten umgestaltet. Große Buchten, wie der Dollart, entstanden und Wattströme erweiterten sich zu breiten Meeresarmen. Die heutige Küstenlinie wurde durch diese Sturmflut, die auch „Mandränke“ genannt wird, entscheidend geprägt. Der Schutz durch Deiche war zu dieser Zeit noch nicht weit entwickelt. Die vorhandenen Deiche hielten dementsprechend wenig aus.

Land unter als Regelfall

Wie es zu dieser Zeit ohne richtige Deiche aussah, lassen die Halligen heute noch erahnen: Die Menschen bauten zum Schutz ihre Häuser auf künstlich geschaffenen Erdhügeln – den Warften oder Wurten. So ragten bei Sturmfluten nur noch die Warften, wie kleine Inseln, aus dem Meer heraus, aber Hauptsache war, dass die Häuser nicht überflutet wurden.

Im 17., 18. und 19. Jahrhundert hieß es oft „Land unter“. Tausende von Menschen und Tieren starben in den ungebändigten Fluten. Obwohl der Deichbau weiterentwickelt und ausgeweitet wurde, hatten die Menschen häufig keine Chance, gegen den „blanken Hans“ anzukommen. Das Meer holte sich immer wieder Teile des durch Landgewinnung entstandenen fruchtbaren Landes zurück…

Auch im 20. Jahrhundert ereigneten sich schwere Überflutungen. Bei der Sturmflut im Januar 1953 wurden vor allem die Niederlande besonders hart getroffen – es starben 2.000 Menschen.

Armes Sylt…

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Die verheerende Sturmflut in der Nacht zum 17. Februar 1962 drang sogar bis in die Hamburger Innenstadt vor. Mit 130 Stundenkilometer peitschten Böen über Hamburg und Norddeutschland hinweg. Der Wasserstand der Elbe stieg bis die Deiche an 60 Stellen brachen. 20 Prozent des Stadtgebietes wurden überschwemmt. 312 Hamburger ertranken in dieser Nacht. Im Stadtteil Wilhelmsburg waren 60.000 Menschen von den Fluten eingeschlossen.

Nach dieser Katastrophe wurden die Deiche für eine Milliarde Mark verstärkt und erhöht. Die Novemberflut 1981 führte in Schleswig-Holstein zu Deichbrüchen. Besonders schlimm sah es auf Sylt aus – Millionen Kubikmeter Sand wurden weggeschwemmt. Auch bei den Sturmfluten 1993, 1994 und 1999 hatte Sylt große Landverluste zu beklagen. Teile der Insel wurden einfach ins Meer gespült. Heute schon ist Sylt an einigen Stellen nur noch 30 Meter breit.

Manche Experten sehen bereits für die nächste große Sturmflut ein Horrorszenario voraus: Enorme Landverluste sollen angeblich dazu führen, dass Sylt in drei kleinere Inseln zerbricht.

Auf jeden Fall schrumpft die Insel unaufhörlich…

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Stand: 09.09.2005

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Bedrohtes Paradies Wattenmeer
Wo der Meeresboden begehbar ist...

Gebiet, in dem man waten kann
Das Wattenmeer stellt sich vor

Beständig ist nur der Wandel
Wieso gibt es eigentlich das Watt?

Watt ist nicht gleich Watt...
Geologische und geographische Einteilung

Von Salzwiesen und Dünen...
Die Lebensräume im Watt

Schützenwerte Naturlandschaft
Die Nationalparks im Wattenmeer

Hier ist mehr los als im Regenwald...
Nicht jeder kann hier leben

Rekordverdächtiges im Wattenmeer
Es kreucht und fleucht...

Von Knutt, Plattfisch, Heuler und dem kleinen Tümmler
Watt als Heimat für Tiere der Lüfte und des Wassers

Ganz schön abgehärtet
Die Pflanzen im Wattenmeer

Erdöl in der Nordsee
Nicht nur Tankerunglücke sind Schuld...

Von "schwarzen Flecken" und grünen Algen
Zu viel Nährstoffe sind auch nicht gut...

Der "blanke Hans" und seine Folgen
Der Sand wird immer weniger...

Jubiläum im Watt
Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer 20 Jahre alt

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