"… den mit der Hände Arbeit gewonnenen Torf trocknen sie mehr durch den Wind als durch die Sonne und wärmen mit dieser Erdart ihre Speisen und ihren vom Nordwind steifen Leib". In seiner Naturalis Historia beschreibt Plinius der Ältere die Torfnutzung im alten Germanien, das er zwischen 47 und 57 nach Christus bereiste. Es ist allerdings davon auszugehen, das die diese Art des Brennstoffs in den holzarmen, aber torfreichen Regionen bereits viel früher bekannt war.
In umfangreichem Maß wurde der Torf aber erst im 18. Jahrhundert abgebaut, nachdem die immer größer werdende Bevölkerung ihren Bedarf an Brenn- und Baumaterialien durch Holz nicht mehr decken konnte. Ganze Waldregionen waren abgeholzt worden, und Holz wurde zu einem knappen und kostbaren Gut. Die Wiedereinführung des Brennstoffs Torf, der ohnehin aus den öden und wertlosen Mooren gewonnen werden konnte, erfolgte von Holland aus zunächst in Holstein und breitete sich dann über Mecklenburg und das Hannoversche nach Preußen aus. Ein Boom begann. 1731 wurde das erste deutsche Torfbuch veröffentlicht, dass einen bezeichnenden Titel trug – "Teutschlands neu entdeckte Goldgrube".
Höhepunkt im 19. Jahrhundert
Ihren Höhepunkt erreichte die Torfnutzung im 19. Jahrhundert. Im Nord- und Ostseeraum wurden in in dieser Zeit etwa die Hälfte aller Feuerungen mit dem Brennstoff in Gang gehalten, trotz des beißenden schwarzen Rauchs, den die Torffeuer entfalteten. Schon damals gab es voraussschauende Geister, die über die Nutzung der Moore hinaus die Probleme der Moorerhaltung erkannten. In seinem "Neuen Handbuch über Torf" schätzt Christian Dau bereits 1823, dass die Brennstoffvorräte maximal 200 Jahre reichen würden.
Noch wurde Torf fast ausschließlich als Feuerungsmittel verwendet. Torfkohle konnte, was den Heizwert angeht, gut mit der Holzkohle mithalten und eignete sich auch für hitzeintensive Feuerungen. Bier- und Branntweinbrennereien, Eisenschmelzereien und Färbereien gingen nach anfänglicher Holzkohlefeuerung zunehmend auf die Torffeuerung über. Die Torfasche wurde anschließend mit Mist vermischt und als Dünger auf den Feldern ausgebracht. Aber auch als Baumaterial eignete sich der getrocknete Torf. Er diente "ganz armen Leuten" als Fundament für ihre Hütten.
Schwere körperliche Arbeit
Wie sah nun die Brennstoffgewinnung aus? Torf zu stechen war eine äußerst schwere und eintönige Arbeit, die der ärmeren Bevölkerung vorbehalten war. Nachdem sie sich gegen Entrichtung einer geringen Gebühr von Grundbesitzern oder von der Gemeinde ein Torflos – das Recht, ein festgelegtes Stück Moorboden abzustechen – erworben hatten, zogen sie im Frühjahr von den randlich gelegenen Dörfern aus in die unbewohnten Moore. Die Ausrüstung war spärlich; Torfspaten, Karren und Lebensmittel wurden mitgenommen. Da das Moorwasser nicht zu genießen ist, mussten sie auch ihr Trinkwasser mit an die Torfstiche bringen. Primitive Behausungen aus Torfbriketts und Reisig erleichterten ein wenig die Übernachtungen in der nebligen und feuchten Umgebung.
Die Arbeitstage waren keineswegs angenehmer. Mit bloßen Beinen standen die Torfstecher im ewig kalten Morastwasser und stachen mit dem Torfspaten zunächst die Sode, dann die schweren, wasserdurchtränkten Briketts ab. Diese wurden einzeln angetrocknet, dann gestapelt und bis zur Brenneignung nachgetrocknet. Bei viel Sonne und Wind verging nur ein Monat, bei häufigen Nebeln und Regen dauerte der Trocknungsvorgang den ganzen Sommer. Meist wurde das steinhart trockene Material im August eingefahren. Um im kommenden Winter nicht zu frieren, musste eine Familie 20 und mehr Karren Brennmaterial einfahren, was ungefähr 15.000 bis 20.000 Briketts entsprach. Bis diese Mengen abgestochen waren, vergingen im Frühjahr Wochen körperlicher Schwerstarbeit.
Stand: 13.10.2006