Wenn weiße Blutkörperchen die innere Zellschicht eines Blutgefäßes durchdrungen haben, sind sie noch längst nicht durch: Unmittelbar danach wartet eine weitere, schwerer zu überwindende Hürde: die Basalmembran. Diese netzförmige Schicht liegt zwischen dem Gewebe und dem Gefäßendothel. Sie wird von den Endothelzellen produziert und gibt ihnen Halt, hat aber noch eine weitere Funktion: Sie dient als eine Art „Informationsbüro“ oder auch als „Signalmast“.
Die Zusammensetzung der für sie charakteristischen Komponenten wie dem Protein Laminin ändert sich je nach Aktivitätszustand des Gefäßes. Die Basalmembran enthält beispielsweise auch lösliche Alarmstoffe, die vom Entzündungsherd im Gewebe stammen. Anhand des Konzentrationsgefälles dieser Alarmstoffe erhalten die Leukozyten Informationen über die Lage der Entzündung im Gewebe – je höher die Konzentration, desto „heißer“, also desto näher dran.
Weiter erst nach „Abmarschbefehl“
Vor der Basalmembran, die die Gefäße umkleidet, verharren die aus dem Blutstrom ausgewanderten Immunzellen Stunden oder sogar Tage. Forscher gehen davon aus, dass die Endothelzellen durch einen Umbau der Basalmembran ein „Stopp“-Signal beseitigen und so den wartenden Leukozyten den „Abmarschbefehl“ geben. Einmal in Bewegung gesetzt, folgen die weißen Blutkörperchen der Duftspur zum Ort der Entzündung.
Dort begegnen sie den Urhebern der Kommunikationskette, die über die Endothelzellen bis in den Blutstrom hinein wirkt: Makrophagen – auch „Fresszellen“ genannt, weil sie sich Krankheitserreger, Fremdkörper und abgestorbene Zellen einverleiben. Diese Fresszellen schlagen auf ihrer Patrouille im Gewebe im Ernstfall Alarm und rufen über chemische Signale Leukozyten aus dem Blut zur Verstärkung herbei. Auch abgestorbene, zerfallende Bakterienzellen können die Signalkette in Gang bringen.
Blut-Hirn-Schranke – die Dreifach-Barriere
Eine ganz spezielle Barriere im Körper ist die Blut-Hirn-Schranke. Die eng miteinander verbundenen Endothelzellen der das Gehirn umgebenden Blutgefäße tragen dazu bei, dass keine Krankheitserreger oder unerwünschten Substanzen aus dem Blut in das empfindliche Gehirn dringen. Dazu kommt wie in den übrigen Gefäßen die Basalmembran der Gefäßwandzellen und noch eine weitere Schicht – eine Besonderheit der Blut-Hirn-Schranke:
Bestimmte Gehirnzellen, die Astrozyten, bilden eine zweite Basalmembran, die die Blutgefäße als zusätzliche Hülle umgibt. Leukozyten überwinden diese Dreifach-Barriere in der Regel nicht. Eine Ausnahme: Bei bestimmten Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose, einer Autoimmunerkrankung, dringen die weißen Blutkörperchen ins Gehirn ein und zerstören dort körpereigene Zellen.
wissen|leben – Die Zeitung der WWU Münster; 2015/Nr. 2, 8. April
Stand: 17.04.2015