Zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Michaels Manns „Hockeystick“-Diagramm wird die Vorgehensweise des Forschers Phil Jones und seinen Kollegen von der Climate Research Unit zum Verhängnis. Denn in einer durch den Hackerangriff öffentlich gewordenen Mail aus dem Jahr 1999 schrieb Jones an einen Kollegen: „Ich habe gerade Mike’s [gemeint ist Michael Mann] Nature-Trick angewendet und die realen Temperaturen für die letzten 20 Jahre ergänzt, um den Rückgang zu kaschieren.“
Während Jones mit „Trick“ hier nichts Anrüchiges oder Verheimlichendes, sondern einfach einen Kniff zur besseren Darstellung meint, ist dies für die Medien und Klimaskeptiker gefundenes Fressen. Pauschal werden erneut die Hockeystick-Kurve und die Kernaussagen zum Klimawandel als auf Manipulation basierend hingestellt, Mann, Jones und Co. als „Klimaverschwörer“.
Ruf der Klimaforschung ruiniert
Auch die breite Öffentlichkeit ist jetzt gegen die Klimaforscher: In einer Internet-Umfrage mit 1.000 US-Bürgern im Dezember 2009 halten 59 Prozent es für sehr wahrscheinlich oder ziemlich wahrscheinlich, dass einige Forscher Daten gefälscht haben, um ihre Theorien und Meinungen über den Klimawandel zu belegen. Auch im traditionell Klimaschutz-bewussteren Europa schlägt die öffentliche Meinung um. Wenige Tage nach der Veröffentlichung der E-Mails halten 51 Prozent der 65.000 Teilnehmer einer Umfrage der schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ die Bedrohung durch den Klimawandel für übertrieben dargestellt.

Kurve korrekt, Beschriftung mangelhaft
Als Reaktion auf diese Anwürfe muss sich nicht nur Jones, sondern auch Michael Mann vor verschiedenen Untersuchungskommissionen verantworten. Erneut werden die Hockeystick-Daten analysiert, reproduziert und – wie schon mehrfach zuvor – als korrekt befunden. „Sie zeigen die damals beste Schätzung dessen, wie sich die Temperaturen entwickelt haben“, erklärt Gabriele Hegerl, Klimaforscherin an der Universität von Edinburgh im Januar 2010 in „Nature“.